"Kultur macht glücklich"


Berlin – „Dürer für Berlin – Eine Spurensuche im Kupferstichkabinett“

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Berlin – „Dürer für Berlin – Eine Spurensuche im Kupferstichkabinett“

„Dürers Mutter“ (Ausschnitt), Albrecht Dürer, Kohlezeichnung, 1514©Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Jörg P. Anders

Alfred Dürer, ein emigrierter Ungar, wurde in Nürnberg zum Künstlerstar der Renaissance, zur deutschen Integrationsfigur und zum Aushängeschild deutscher Kultur. Seine Bilder transportieren über 500 Jahre alte Geschichten. Mit Berlins steigender politischer Bedeutung wurde es für die Herrscher ein ganz besonderes Anliegen, Dürers Bilder zu sammeln und für das eigene Image als Kunstmetropole zu präsentieren. 

Für den Kunstliebhaber ist allerdings weniger die kuratorisch strukturierte Darstellung der Sammlungszugänge interessant als vielmehr die stilistische Entwicklung Dürers. Seine Meisterwerke haben nichts von ihrer Wirkung eingebüßt und entwickeln selbst im matten Licht, der Schonung der Papierarbeiten geschuldet, noch eine unglaubliche Aura. BesucherInnen erleben Dürers immer plastischer werdende Zeichenkunst und dessen nachhaltige Wirkung auf spätere Künstler bis in die Gegenwart.

Darauf zielt Daniel Rauchs Porträtbüste Dürers (1838) als würdevolles Entree und Hommage, gleich daneben Schinkels Gemälde „Madonna auf der Mondsichel“ (1814/15) im Vergleich zu Dürers Original und nach einem Gang durch die Ausstellung final Kiki Smiths „Melancholia“ (1999) in Anlehnung an Dürer.

Angesichts von Dürers Schaffenskraft ist das nicht verwunderlich. Staunend steht man gleich zu Beginn der Ausstellung vor Dürers imposantem, mehrere Meter hohem, detailfreudigen Holzschnitt „Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.“ (1512-1515), der größte Holzschnitt, der je geschaffen wurde. Er ist nicht nur in Schwarz-Weiß, sondern auch in Farbe mit 195 Drucken präsent.

Dürers Bilder begeistern durch formvollendete Harmonie und Schönheit. Er ist ein Meister der Körpermodellierung, der Differenzierung von Hautoberflächen und der Lichtgestaltung im Medium des Kupferstichs. 

Ausstellung "Dürer für Berlin" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Adam und Eva“, Alfred Dürer, Kupferstich, 1504©Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Jörg P. Anders

Neben Dürers Meisterstichen werden berühmte Holzschnittfolgen wie die „Apokalypse“, das „Marienleben“ oder das „Rhinozeros“ in hervorragenden Zuständen gezeigt. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem zeichnerischen Oeuvre, aus dem Werke wie die „Drahtziehmühle“, Vorstudien für das „Rosenkranzfest“ und zahlreiche Blätter aus dem berühmten „Skizzenbuch der Niederländischen Reise“ ausgestellt werden.

Am meisten faszinieren aber nach wie vor seine Porträts wie die berührende Kohlezeichnung seiner schwerkranken Mutter „Barbara Dürer, geb. Holper“ (1514), kurz vor ihrem Tod. Das Bild zeugt von Dürers wahrhaftiger und subtiler Darstellungskunst. Dazu zählen auch die überaus expressiven Darstellungen der Apostel.

Ausstellung "Dürer für Berlin" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Nach rechts geneigter Kopf eines Evangelisten“, Albrecht Dürer, mit Pinsel in Grau auf grundiertem Papier,1508© Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Jörg P. Anders

Es gibt sehr viel zu entdecken in dieser Ausstellung, die „Dürer für Berlin“ geschickt in Szene setzt und noch bis 27. August im Kupferstichkabinett des Kulturforums zu sehen ist.