„Winterschlaf“, Tusche, Acryl und Öl auf Leinwand©Karin Kampmann, Foto: Michaela Schabel
Katrin Kampmanns Bilder bestechen den Betrachter durch ihre erfrischende Farbigkeit. Ihre ausgestellten Landschaften strahlen in klarem Türkis, Grün, Gelb, Rot auf weißem Untergrund, der bewusst farbfrei die energetische Farbkraft ausbalanciert und gleichzeitig die Farben noch intensiver leuchten lässt. Vereiste Hochgebirgslandschaften beginnen gleichsam wie ein Kristall in den Spektralfarben zu leuchten und selbst im „Winterschlaf“ die Farbmagie des Sommers heraufzubeschwören. Man spürt beim Betrachten, wie die Bilder die Seele aufhellen. Ohne die gelegentlich zeichnerisch eingefügten figuralen Motive, womit Katrin Kampmann das Einssein mit der Natur zusätzlich akzentuiert, wirken die Bilder noch befreiender.
In den Arbeiten des Deutsch-Amerikaners Ali Eckert spiegelt sich seine überaus kritische Auseinandersetzung mit den USA. Aus der Vielfalt seines Oeuvres mit Fotografien, Malerei, Multi-Media-Arbeiten und Videos zeigt er in „Voices of Colours“ Wandbilder und Metallobjekte als Stelen oder Wandskulptur, wobei er Farbpigmente vorwiegend auf Aluminium aufträgt. Daraus erklärt sich der schimmernde Glanz seiner Arbeiten, den er zuweilen durch farbfreien Aluminiumrand sozusagen als nahtlosen Rahmen noch intensiviert. Gleichzeitig kontrastiert er damit die Aura der Bilder satirisch mit der Gebrauchswelt von Produktionsblechen und parodiert die dargestellten pop-kulturellen und politischen Embleme, was ihm am plakativsten mit seiner “Crumble Flag“, einer zerknüllten USA-Fahne in Metall, gelingt. Mit großen Autos und trostlosen Tankstellen markiert er amerikanischen Lifestyle. Manchmal blitzt ein poetischer Moment auf, doch das kann, so seine realistische Antwort auf die romantische Vision einer über dem Areal der Tankstelle schwebenden Mädchenfrau, nur eine Halluzination sein.
„Uriel“, Pigmenttransfer, Aluminium, 2021©Ali Eckert, Foto: Michaela Schabel
Für Florentine Lüdecke ist „Voices of Colours“ die erste Ausstellung. Sie studiert an der Hochschule der Bildenden Künste in Dresden und ist noch auf der Suche nach ihrem Stil, bislang noch sehr angelehnt an die Farbwirkungen des klassischen Expressionismus. Sie malt in erster Linie figurativ, vor allem Porträts, Frauen, soziale Kontexte mit mythischen Versatzstücken, Stillleben und experimentiert mit Abstraktionen, in denen mehr die Farben als die Formen überzeugen. Durch Lichtschattierungen und kontrastreichen Hintergrund wirken ihre Porträts sehr plastisch, aber auch sehr konventionell im atmosphärischen Umfeld oder vor schlichtem Farbhintergrund. Über glühende Farbkontraste ist Florentine Lüdecke auf der Suche nach metaphysischen Naturkontakten und abstrahierenden Aufbau- und Dekonstruktionen.
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„In der Ferne das Summen der Stadt“, Öl auf Leinwand, 2022©Florentine Lüdecke, Foto Michaela Schabel
Das Unsichtbare in der Welt interessiert Mimi Laurenti. Das will sie offenlegen, ohne sich auf einen Stil festzulegen. Das können reine Farbmuster, aus wolkigem Grau abstrahierte „Stories“ sein. Am besten sind ihre fiktiven Landschaftsbilder. Sie entdeckt an der Steilküste durch extrem haptischen Farbauftrag die Wucht der Brandung, durch den Blick in die Ferne das Oszillieren zwischen Reliefenergie und flacher Weite. Aus der Vogelperspektive fängt sie den „Last Moment“ ein, ob kalbender Gletscher oder Wolkenwand bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen. Berghänge leuchten in noch nie gesehener Farbintensität.
„Imaginary landscape N 1“, Acryl auf Leinwand@Mimi Laurenti, Foto: Michaela Schabel
Die Ausstellung „Voices of Colours“ ist in der Galerie Art Center Berlin, Georgenstraße 44, noch bis 24. Februar täglich von 11 bis 18 Uhr zu sehen.