"Kultur macht glücklich"


Berlin – „Adijatu Straße“ – Figurative Bilder von Toyin Ojih Odutola im Hamburger Bahnhof 

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Berlin – „Adijatu Straße“ – Figurative Bilder von Toyin Ojih Odutola im Hamburger Bahnhof 

©Ojih Odutola, Jack Shainman Gallery New York

Die „Adijatu Straße“ ist eine Haltestation in der fiktiven U-Bahnlinie U22. Eine einfaches, aber originelles Konzept von Toyin Ojih Odutola (*1985) um das Leben und die Geschichte…

afrikanischer Menschen darzustellen. Selbst als westafrikanische Frau, die im US-amerikanischen Westen aufgewachsen ist, weiß sie um die kulturellen Zuschreibungen und die daraus entstehenden Problematiken aus eigener Erfahrung. Ojih Odutola hat über ihre Eltern zwei ethnische Wurzeln, väterlicherseits von den Yoruba, mütterlicherseits von den Igbo und durch ihren Erziehung in den USA. Mit fünf Jahren nahm ihre Mutter sie und ihren zweijährigen Bruder nach Berkeley in Kalifornien mit, wo der Vater Chemie an der Universität lehrte. Nach vier Jahren übersiedelte die Familie nach Huntsville in Alabama wegen einer Professur des Vaters.

„Adijatu Straße“ ist Ojih Odutola erste Einzelausstellung in Deutschland. Sie zeigt 25 Arbeiten, unter anderem sehr große Formate. Mit Tinte, Zeichenkohle und Pastellkreide porträtiert Ojih Odutola das Leben verschiedener Menschen im Alltag der USA, aber auch vor monumentaler Kulisse oder im mondänen Umfeld, wobei sie Hintergrund und soziale Stellung atmosphärisch miteinander verknüpft. Wie in der U-Bahn treffen ganz unterschiedliche Menschen in dieser Ausstellung aufeinander. Geschickt arrangiert scheinen sich die Porträtierten gegenseitig zu begutachten. Soziale und politische Machtdynamiken werden über die Haut, die Mimik und Lichtverhältnisse deutlich. Kolonialgeschichte wird assoziativ spürbar, wenn sie physische Merkmale verändert. Prinz Philips Gesicht, Ehemann von Königin Elizabeth schwärzt Ojih Odutola mit Kugelschreiber, umgekehrt verfremdet sie das Physiognomie eines Afrikane ars durch weiße Hautfarbe, womit sie Zuschreibungen von Hautfarbe und Identität hinterfragt. „Not at all“, ein dunkelhäutiges Liebespaar in einem Luxusbett mit Blick durch große Fensterfront auf angedeutete Urwaldlandschaft verdeutlicht, wie ähnlich, unabhängig von der Hautfarbe die Sehnsüchte der Menschen Jedes Bild erzählt in der „Adijatu Straße“ eine andere Facette.

Ojih Odutola ist international nachgefragt. In letzter Zeit stellte sie in der Kunsthalle Basel (Schweiz) aus, im SFMOMA (Kalifornien, USA), im Barbican Centre (Großbritannien) und im Whitney Museum (New York, USA). Ihre Arbeiten wurden auf der 60. Venedig-Biennale 2024 im nigerianischen Pavillon gezeigt.

Zur Ausstellung ist ein Katalog als 12. Ausgabe der Katalogreihe des Hamburger Bahnhofs erschienen.

„Adijatu Straße“ ist im Berliner Hamburger Bahnhof, Nationalgalerie für Moderne Kunst, noch bis 4. Januar 2026 zu sehen.