©Alvar Beyer, Michaela Schabel
Alvar Beyers Faszination für die Natur begann schon in der Kindheit. In Weimar 1970 geboren, in einem musischen Elternhaus aufgewachsen, umgeben von klassischen Parklandschaften wurde er fern von politischer Vereinnahmung im Dunstkreis klassischer Ästhetik und Atmosphäre von Goethe und Schiller sozialisiert. Mit dem Studium im Leipzig lernte er das handwerkliche Rüstzeug, das figürliche Zeichen. Auf Reisen nach Asien, insbesondere nach Japan, beeindruckte ihn vor allem der Minimalismus dieser Kultur. Zwischen der Wildheit der Natur und absoluter dinglicher Ordnung entwickelte Alvar Beyer seine ganz persönliche Handschrift der „Geborgten Landschaften“ und „Beschnittenen Bäume“, in der die 2-Dimensionalität paralleler Geraden durch Farbflächen raffiniert ins 3-Dimensionale kippen. Das Auge vom Titel gelenkt, verwandelt ein völlig abstraktes Bild in einen „Hohen Tisch“, die Farbflächen darüber zu spiritueller Emotionalität. Viele Assoziationen bis zu einem „leeren Abendmahl“ sind möglich.
Nach einer gewissen Zeit sind bestimmte Motive und Bildtechniken für Alvar Beyer Geschichte. Was bleibt, ist das Thema Natur, auf immer andere Weise zu surreal anmutenden, schwebenden Landschaften geometrisiert, in denen Gefühle wie Gebirge aus nebulösen Lichtflächen glühend auftauchen.
In seinen jüngsten Bildern schreitet die Abstraktion weiter, steigert er mit dem Rakel den Minimalismus in noch subtileren Strukturen…
©Alvar Beyer, Michaela Schabel
… oder setzt konträr schwarze massive Farbflecken und Tentakel, die sich energetisch ausbreiten oder von lichtweißer Farbbahn zurückgedrängt werden und nicht nur vor dem derzeitigen politischen Hintergrund als Symbole für pessimistische bzw. optimistische Denkhaltungen interpretierbar sind.
Gleichzeitig gelingen Alvar Beyer faszinierende über drei Meter hohe Großskulpturen. „zu den Sternen“ ist eine Reminiszenz an den bayerischen Flughafen Oberpfaffenhofen und die damit verbundene Geschichte der Luftfahrtentwicklung. Je nach Perspektive offeriert sich die Skulptur als Mega-Papierflieger als futuristische Transformation japanischer Origamikunst oder als von der modernen Technik halbierter Weihnachtsstern oder als tänzerisch energetisches Fabelwesen, das sich jeden Moment herumzuwirben beginnt oder in die Lüfte schwingt. Je nach Sonnenstand intensivieren Schattenwirkungen die latente Bewegungskreativität dieses Werkes.
Alltäglichen Gegenständen verleiht Alvar Beyer den Glanz der Weimarer Klassik. Wenn er eine Parkbank vergoldet und sie mitten auf eine Wiese in Marzahn stellt, vergoldet er Lebensgefühl. Wenn er die Rückseite eines Bilderrahmens mit Blattgold präsentiert, hinterfragt er hintersinnig den Wert und Geheimnis eines Bildes. Als „goldenes Quadrat“ könnte es Kunstgeschichte schreiben.
©Alvar Beyer, Michaela Schabel