Sofort erkennt man, welche Arbeiten von wem sind. Die tschechischen Glaskünstler benutzen zwar dasselbe Material, mitunter die selben Farben, Formate und ähnliche Themen, doch im Detail haben sie ganz andere Handschriften…
Vladimir Klein (*1950 in Komárno) zählt zu den ganz Großen der internationalen Studioglas-Szene. In Glas gegossene Objekte bearbeitet er wie ein Bildhauer zuweilen mit Hammer und Meißel. Seine handwerkliche Perfektion, klare Linienführung und Ästhetik sind faszinierend.
Vladimir Klein bevorzugt geometrische Formen. Seine farbintensiven Halbkreise, Kugeln, spitz zusammenlaufende Ovale wirken von jeder Seite imposant, weil er die Objektwölbungen auf der Rückseite beibehält. Die Vorderseiten poliert er zuweilen auf, so dass sie noch mehr glänzen. Durch Titel provoziert er Geschichten, die um die Zerstörung der Natur kreisen. Wie lange wird der „Bunte Fisch“ noch seine Farben behalten?
©Michaela Schabel
Auf einer durch Kugeln gewellten Fläche scheint ein Zylinder mit strudelförmigen Zylinder als Symbol für die „Zerstörung der Zivilisation“ die Balance jeden Moment zu verlieren.
©Michaela Schabel
Jiří Suchý (*1972 in Litoměřice) gehört einer jüngeren Künstlergeneration an, dennoch folgen seine Objekte der klassischen tschechischen Glasskulptur. Er zeigt Arbeiten vorwiegend rechteckige Formate mit länglichen Vertiefungen, Spalten und quadratischen Ausschnitten, glatt oder rau ausgefranst, mit subtilen Mustern als Blickfang. Getitelt mit „GUSTO – 7 Sünden der Weiblichkeit“ enthüllt sich ein Narrativ von der „Folgsamen“ bis zur „Pikanten“, womit Jiří Suchýs ein präzises Vergleichen und Hinterfragen weiblicher Rollenklischees provoziert. Durch die Wirkung des Glases unterlegt mit Texten will er emotionalisieren. Bei „Johannas Seele“ enthüllt er in einem kraftvollen Glaskörper durch hauchzarte lila Farbstrukturen „die Zerbrechlichkeit eines Mädchens, dessen Schönheit im Schleier der Legenden für immer aufflammt“.
©Michaela Schabel
Eine gaffende Lücke im grün leuchtenden Glaskörper lenkt den Blick in „Lost Civilisation“ auf das schnöde Grau des Hintergrunds.
©Michaela Schabel
Noch deutlicher wird Jiří Suchýs in seinen Bildern, in denen er auf Holz mit Heißglas und Ayrclfarben gesellschaftspolitische Themen von der Genderfrage bis zum Krieg in der Ukraine in abstrakten Farbfedern und eingebrannten Linienstrukturen regelrecht einbrennt. „Inter arma silent musea“ – „Im Krieg schweigen die Waffen“.
©Michaela Schabel
Ein Video zeigt seine imposante Arbeitsweise. „Glas und Skulptur“ ist Glasmuseum Frauenau noch bis 16. Oktober jeweils dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr zu sehen