©Philipp Deutler

Sind das von weitem betrachtet zugedeckte Leichen? Die Assoziation ist so weit weg nicht von der Realität. Doch nicht tote Menschen sind verhüllt, sondern…

Gletscher. Seit 15 Jahren fotografiert Philipp Deutler Hochgebirgs- und Gletscherlandschaften. Er ist fasziniert von der Lichtsphäre und den damit einhergehenden subtilen Farbnuancierungen und entsprechend besorgt über die Zukunft dieser Gletscherflächen. 

Seine Fotoserie „Toteis“, die er derzeit in der Galerie Litvai präsentiert, entstand 2022 und 2023 im Rahmen der Meisterklasse von Linn Schröder und Ingo Taubhorn an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin. Deutler fotografierte vier Gletscher in Österreich, Frankreich und der Schweiz, die infolge der Klimaerwärmung mit schützenden Tüchern abgedeckt wurden, nicht als Kunstevent, wie man das von den Verhüllungen des Künstlerehepaars Christo (1935–2020) und Jeanne-Claude (1935–2009) kennt, sondern Verhüllungen aus rein pragmatischer Notwendigkeit. 

Die künstlerische Verwandlung erfolgt durch Deutlers Kamera, indem er die harten natürlichen Strukturlinien mit den weichen Formen der Verhüllungen kontrastiert und dadurch die Natur in scheinbar atmende Phänomene verwandelt, woraus sich surreale Bildqualitäten entwickeln, in denen sich die Lächerlichkeit menschlicher Maßnahmen spiegelt.

©Philipp Deutler

Durch weite Blickperspektiven und raffinierte Lichtwirkungen gelingen auratische spirituelle Bilder. Andere spiegeln die menschlichen Eingriffe in ihrer zerstörerischen Wirkung. Grau in Grau verlieren ehemals grandiose Landschaften den Charme unberührter Natur und vermitteln nur noch den Raubbau an der Natur. Hellblau schimmern die Restbestände großer Gletscher, mehr Wasser als Eis, nur noch „Toteis“. 

Die Ausstellung „Toteis“ ist noch bis 23. November in der Galerie Litvai zu sehen.