©Chemnitz, Foto: Dirk Hanus
Mit dem Motto „Das Ungesehene sichtbar machen“ überzeugte die Region Chemnitz-Zwickau die Jury und wurde Kulturhauptstadt, was in diesem Jahr…
vieles möglich macht, was sonst nicht zu realisieren gewesen wäre. Die Region Chemnitz-Zwickau 2025 ist im Aufbruch, zum einen richtet man die Scheinwerfer auf Menschen, Orte und Aktivitäten, die bislang nicht im Zentrum der touristischen Aufmerksamkeit standen. Mehr als 100 Projekte aus den Bereichen Populärkultur, Musik, Kunst, Sport oder auch Design entstehen in Zusammenarbeit mit unzähligen lokalen Akteuren. Für Besucher von auswärts ist natürlich das große kulturelle Angebot von Chemnitz überaus interessant.
Auf Grund des technischen Wissens einst europaweit berühmter Industrieunternehmen entwickelte sich Chemnitz nach der Wende trotz der allgemeinen Abwanderung wie Phönix aus der Asche. Wer hier lebt, zahlt die Hälfte weniger Miete als in Berlin, lebt in einem ausgesprochen sauberen Umfeld mit einer attraktiven Altstadt und einem, wie die Auszeichnung zur Kulturhauptstadt Chemnitz-Zwickau 2025 beweist, überaus großem Kulturangebot, das die industrielle Vergangenheit gebührlich in Erinnerung ruft, die Gegenwart innovativ im Spannungsfeld von Kultur und Natur in die Zukunft weiterentwickelt. Wer in diese Region reist, für den gibt es viel zu entdecken. Chemnitz-Zwickau 2025 hat nicht zuletzt durch die Fördermittel im Rahmen der Verleihung des Status einer Kulturhauptstadt viel zu bieten, kann im öffentlichen Raum viel erleben und hinter den Fassaden viel entdecken.

Hutmacherfest in der Altstadt©Michaela Schabel
Wer weiß schon, dass es hier die größte Schlösserdichte von Europa gibt, das Akkordeon entwickelt wurde, das letztendlich den argentinischen Tango initiierte, die kommunale Planung nach der Wende überaus kreativ und bürgerfreundlich die Innenstädte entwickelte, wunderbare Grünflächen mit vielen Brunnen als Naherholungsgebiete gestaltete, verwahrloste Gebäude hochprofessionell und hochwertig saniert wurden.
Chemnitz hatte schon im 19. Jahrhundert modernste Fabrikanlagen, in den 1920er Jahren das größte Hallenschwimmbad Europas und verwirklichte nach der Wende einen vorbildlichen barrierefreien Schienenverkehr von Stadt-, Regional- und Fernverkehrsbahnen. Alte Fabriken wie das Haase-Werk, einst eine Färberei, für 16 Millionen € saniert ist jetzt der Unternehmenssitz der weltweit erfolgreichen „Baby Smile Fotografie“.
Die „Kunstsammlungen Chemnitz“ auf vier Örtlichkeiten verteilt gehören zu den größten Sammlungen Deutschlands. Sie entstanden 1909 durch den Reichtum der Stadt und das damit einhergehende große Mäzenatentum und entwickelten sich zu einem Hotspot des Expressionismus mit unterschiedlichen Schwerpunkten. In den Kunstsammlungen am Theaterplatz bilden die Maler der „Brücke,“ Karl-Schmidt Rottluff, Erich Heckel und Ludwig Kirchner, und Werke der Romantik den Schwerpunkt. Das Museum Gunzenhauser verfügt über eines der größten Konvolute von Otto Dix und von Alexey Jawlensky. Die Villa des Fabrikanten Herbert Esche, die der Designer und Architekt Henry van de Velde als Gesamtkunstwerk bauen und ausstatten ließ, ist jetzt das Henry van de Velde Museum. Das Schloßbergmuseum mit der Burg Rabenstein beherbergt die Stadtgeschichte.
Kunst ist in Chemnitz überall sichtbar. Entlang der Wege, in Parks auf Plätzen überraschen Skulpturen und extravagante Brunnen. Die Straße der Nationen hat sich zur Flaniermeile im Zentrum entwickelt, wo sich im Schatten der Bäume ein Restaurant an das andere reiht und auch der Markt und die Neustadt nicht weit sind.
So kompakt das Zentrum ist, so weit fühlen sich die Ausfallstraßen an, wo die großen Bauten der Industriekultur Akzente setzen. Ein Beispiel ist das Chemnitzer Industriemuseum, das mit der markanten Rundbogenfassade sofort ins Auge sticht. Ursprünglich um 1900 für zwei moderne Gießereien und Maschinenbaufirmen gegründet, 1942 von der Auto-Union für die Produktion von Panzermotorgehäusen übernommen, nach dem Krieg demontiert und anschließend wieder aufgebaut von der VEB Gießerei Rudolf Harlass bis 1982 genutzt, wurde es 2003 nach der Sanierung ein Museum. Die Dampfmaschine von 1868 wieder erlebbar zu machen oder zwischen Oldtimern argentinischen Tango zu tanzen sind schon außergewöhnliche Erlebnisse und angesichts der gigantischen Anlagen versteht man auch die Jugenstilfassaden der Unternehmervillen.
Als Tourist sollte man unbedingt eine Stadtführung mitmachen. Gerade die persönlichen Geschichten und Kommentare eröffnen neue Perspektiven und die Begeisterung der Chemnitzer für ihre Stadt ist ansteckend, ganz zu schweigen von den vielen Projekten, die in der Kulturhauptstadtregion Chemnitz-Zwickau stattfinden. In der Tourist-Information gibt lesenswerte Broschüren, unter anderem das sehr übersichtlich konzipierte „Tourismusmagazin“