©Michaela Schabel
2014 schlossen sich Glasmacher, Glasgestalter und bildende Künstler, die mit dem Werkstoff Glas arbeiten, zur „Glasheimat Bayern“ zusammen, um die zeitgenössische Glaskunst noch mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. „InterRegionale Glaskunst“ in Kooperation mit „Glaskünstlervereinigung NRW e.V. rückt Glas als Nutzgegenstand in Form von Vasen, Schalen, Gläsern in den Hintergrund. Es sind die großen Themen unserer Zeit, die die Glaskünstler in Glasbildern und Glasskulpturen darstellen, allen voran der Klimawandel und das gesellschaftliche Miteinander, ohne Kategorisierungen, zuweilen aber ansprechend narrativ von Ursula-Maren Fitz, Wilhelm Vernim und Sven Bauer kuratiert.
Wilhelm Vernims graviertes dreiteiliges Umfangglas im Eisenrahmen lässt die Erdhälften in Grün und Violett als „Wirrwarr“-Knäuel getrennt, mit kosmischem Flächenbrand darunter den apokalyptischen Countdown näherrücken. Da hilft auch Andreas Rieders „Tabernakel“ darunter nicht mehr, als hauchdünne Scheibe aus einer alten Haustür geprägt und gebeizt nur noch ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Dazu passt Torsten Rötzschs „branch 1“. Unheimlich glänzt das Innenleben dieses abstrahierten Zweiges in blank poliertem Glas. Umhüllt von graphitfarbener Außenhaut ist jegliches natürliches Wachstum erloschen.
Andere Objekte zeigen das soziale Mit- und Gegeneinander. Den Schrecken der Flucht visualisiert Susanne Wolf in ihrer Glasinstallation „Zwischen den Grenzen“.
©Michaela Schabel
Jeder Glasfaden in Jutta Kalows quadratischem Bild „The Innocents“ steht für 1000 Menschen auf der Flucht. Im Kontext mit Angelika Pietschs Glasmenschen, die wie bei einem Sirtaki Arm in Arm gemeinsam Lebensrhythmus signalisieren, wird die Friedensbotschaft greifbar.
©Michaela Schabel
Doch auch die reine Freude am Schönen kommt in dieser Ausstellung nicht zu kurz. „Impulso Estitico“ nennt Wolfgang Mussgnug seine Glaswippe mit aufgeschmolzenen Blattmetallen, die verführerisch schillern. Man muss sich schon sehr beherrschen dem Impuls die Wippe zu bewegen zu widerstehen.
©Michaela Schabel
Über ein Vergrößerungsglas einer nüchtern gehaltenen „Kapsel“ werden bei Marion Macks subtilen Strukturen zauberhaft in makrokristalline Skulpturen verwandelt. „Embedded“, eingelagert ein kleinerer Glaskubus in einen größeren, bewirkt bei Wilfried Grootens ein flirrendes Vexierspiel je nach Perspektive von organisch plastischer Blütenpracht oder scheinbar schwebend schmal abstrahierte Formen.
Bis zum 20. November ist „InterRegionale Glaskunst“ noch zu sehen, vorerst einmalig, da das Ausstellungsprogramm bereits bis 2025 konzipiert ist. Zur Ausstellung ist ein Katalog mit allen KünstlerInnen und ihren Exponaten erschienen.