©Michaela Schabel
Tammam Azzams Bilderwelt ist spürbar von den Kriegsereignissen seiner Heimat geprägt. Die gegenwärtige Ausstellung wird über seine persönliche Lebenserfahrung zur Metapher für alle Flüchtlinge, nicht nur durch seine Bilder, sondern auch durch die Art, wie er sie präsentiert. Mitten durch den Ausstellungsraum führt ein Weg zum Galeriegarten, der in diesem Kontext wie ein Garten Eden wirkt, als krasser Gegensatz zu den Narrativen der Ausstellung. Aus grauen Teercollagen zusammengefügt wirkt der Weg holprig, durch die weißen Trennungsstreifen wie auf einer Straße öde, endlos lang und gleichzeitig wie eine Grenze.
Nur das erste Bild, eine Collage aus subtilen, selbst bemalten Papierschnipseln, leuchtet farbenfroh bunt, erinnert an friedliche Zeiten voll mediterranen Lebensgefühls.
©Michaela Schabel
Doch selbst in diesem Bild macht sich bereits militärisches Grau breit und schlägt eine Schneise quer durch die Stadt. Das Später, die vollkommene Zerstörung, macht Tammam Azzam in Acryl erlebbar. Pink-rot lodert das Feuer. Unter schmalen dunkel-grauen Horizonten verwandeln sich Landschaften von schwarzen und roten Linien zerstückelt, vernarbt in berührende Schuttflächen, farbsymbolisch intensiviert, z. B. durch Weiß zur Assoziation zu schneidender Kälte oder durch getrocknete Farbtropfen eisig glitzernd. Ein Triptychon unter türkisem Himmel bringt die Gigantomanie der Zerstörung noch stärker ins Bewusstsein, ein apokalyptischer Untergang als Folge menschlicher Apotheose der Macht.
©Michaela Schabel
Kann man hier noch leben? Zwei collagierte Bilder geben die Antwort. Das eine, ein junger Mann auf der Erde kauernd, die Hände vor das Gesicht geschlagen, das andere ein Porträt „gezeichnet“ mit schwarzen, braunen und beigen Klebebändern auf weißer Fläche entmenschlicht, ohne Ausdruck durch die vielseitigen Verletzungen und Verluste.
©Michaela Schabel
Jedes Bild von Tammam Azzam berührt. Seine Bilder lassen die unterschiedlichsten Konfliktherde auf der Erde assoziieren.
Die Ausstellung „Bilder ohne Namen“ ist noch bis zum 19. Juni in der Berliner Galerie Kornfeld, Fasanenstraße 26 zu sehen. Zur Ausstellung ist eine gleichnamige umfassende Publikation über Tammam Azzam erschienen, die seinen künstlerischen Weg über 20 Jahre nachzeichnet.