Mit einem Testkonzept in Kooperation mit einer Apotheke wollte Intendant Sven Grunert von den Kammerspielen Landshut endlich ein Signal der Hoffnung setzen. Seine Schlagzeile „Wir eröffnen“ bleibt vorerst in der Schublade, obwohl das Berliner Pilotprojekt bewies, wie groß die Sehnsucht nach der Bühne ist, wie diszipliniert sich Theaterbesucher verhalten und welchen Vorbildcharakter dieses Projekt für ganz Deutschland haben könnte.
Warum gibt man den Menschen nach einem Jahr erfolgloser Pandemiebekämpfung nicht die Möglichkeit über Kultur vor Ort ähnlich wie in der Natur im Umfeld Inspiration, neue Energie und Ablenkung zu finden?
Gerade an der derzeitigen Kulturpolitik entlarvt sich die Uninspiriertheit politischen Handelns. Statt den Bürgern Perspektiven aufzuzeigen, ihre Selbstverantwortlichkeit zu stärken, agiert sie immer nur mit Verboten und bewirkt trotzdem keine Besserung. Von der Systemrelevanz von Kultur zu sprechen, Kultur als Grundrecht in die Verfassung aufnehmen zu wollen, ihr andererseits absolut den Boden unter den Füßen zu entziehen, enthüllt einmal mehr das hilflose Lavieren politischen Handelns.
Die Salzburger Festspiele bewiesen im vergangenen Jahr, dass sie bei Einhaltung der Hygieneregeln niemand krank wird. In Madrid sind trotz der dritten Pandemie die Theater offen. Ob die Infektionszahlen steigen oder sinken, hängt in erster Linie vom vernünftigen Verhalten der Bürger ab. Wer sich an die Regeln hält, sollte auch die Option auf mehr Freiheit haben. „Wir schaffen das“, funktioniert nur mit den Bürgern.