©Landestheater Niederbayern/Peter Litvai
Aus Karrieregründen entscheiden sich Lenny und Amanda für ein Adoptivkind. Weil es ein so besonderes Kind ist, will Lenny herausfinden, wer die leiblichen Eltern sind. Der Vater ist unbekannt, einer der vielen Freier Lindas, der jungen Mutter. Lenny spielt Schicksal als Heiratsvermittler, um sie in bürgerliche Bahnen zu bringen. Der Versuch scheitert. Beide trösten sich durch eine Affäre, was die Sache verkompliziert, gerade deshalb gibt es am Schluss ein doppeltes Happyend.
Eine abstrus konzipierte Story, aber sie funktioniert im Kino und, was noch mehr überrascht, auf der Bühne. 1995 landete Woody Allen mit „Geliebte Aphrodite“ einen Kinohit. Neu war die Vermischung der unterschiedlichsten Spielebenen. Gut bürgerlich trifft auf Rotlichtmilieu. Beides wird über einen antiken griechischen Chor kommentiert.
Was im Original, an ganz verschiedenen Schauplätzen, New York und im griechisch-römischen Amphitheater Taorminas stattfindet, bringt Regisseurin Veronika Wolff im Landestheater Niederbayern simultan, sehr parodistisch auf die Bühne.
Ansonsten bleiben Regisseurin Veronika Wolff und Ausstatterin Beata Kornatowska ganz nah am Film, teilweise bis zu den Frisuren und Klamotten, der ironischen Brechung willen zuweilen deutlich übertriebener.
Bei Lichtwechsel changiert die Szenerie flott zwischen New Yorker und antiker Optik, verspieltem Schattenspiel im Hintergrund und Pop-Songs der 90er Jahre, leeren Worthülsen und lässigem Milieujargon.
Treffsicher spielt Jochen Decker Lenny. Optisch, sprachlich, schauspielerisch kommt er dem Original faszinierend nahe. Ganz subtil wechselt er die Tonlagen, in feine Sprachmodulationen zwischen jovialer Frechheit und empathischer Teilnahme. Ob überkandidelter Verwöhnpapa, dominierter Ehemann, recherchierender Langfinger, verwirrter Freier oder Kuppler, Jochen Decker wirkt als Lenny alias Woody Allen erfrischend authentisch. „Er spielt Gott! Es ist Hybris“, mahnt der Chor, mitnichten, nur den netten Kumpel mit Helfersyndrom.
©Landestheater Niederbayern/Peter Litvai
Das gilt auch für Ella Schulz als Linda. Sie ist zwar viel burschikoser als Mira Sorvino, die 1996 für die beste Nebenrolle den Oskar erhielt, trifft aber sehr gut den Tonfall, die Naivität, den kleinen IQ mit großem Herzen dieses „Stars der verzauberten Muschi“.
Das Ensemble sprüht vor Spielfreude, befeuert durch den neuen Teil-Lockdown, der die Kultur en blog wieder einmal ausgrenzt, obwohl hier Macher wie Publikum bislang vorbildlich wie kaum in einem anderen Bereich diverse Hygienemaßnahmen eingehalten haben. Und das ist allerdings sehr wohl, eine „sehr ernste Sache“, die die derzeitigen politischen Entscheidungen sehr in Frage stellt.