©HC19039 – Mikhail Ippolitov-Ivanov: Klaviertranskriptionen
Seit 2004 spielt das hochkarätige Pianistenpaar zusammen und hat es sich zunehmend zur Aufgabe gemacht dem Publikum Werke russischer Pianisten Originaltranskriptionen zu präsentieren, die dem Vergessen anheim fielen, darunter ist auch Mikhail Ippolitov-Ivanov.
1859 wurde er in Petersburg in die einfache Milieu eines Mechanikers hineingeboren. Schon mit acht Jahren begann er Geige zu spielen. Mit 13 nahm man ihn wegen seiner schönen Stimme im Chor der Petersburger Kathedrale des Heiligen Isaac auf. Später studierte er Kontrabass und Komposition am Konservatorium. Nicht die großen Symphonien, die kleinen Melodien hatten es ihm angetan, inspiriert von russischen, vor allem auch den kaukasischen Volksliedern, die er bei einen Aufenthalt in Tiflis kennenlernte. Später kam noch die Begeisterung für die Musik der Turkvölker hinzu. Sein Herz aber schlug immer russisch mit dem entsprechenden Gespür für Melancholie und Dramatik. Ippolitow-Iwanow war kein Neuerer, doch seine Kompositionen beweisen großes handwerkliches Können, ein feines Gespür für Klangeffekte und Klangdynamik, wodurch vor allem die kleinen liedhaften Kompositionen gefallen, die Maria Ivanova und Alexander Zagarinskiy mit großem dynamischen Spektrum ausloten und mit extremen Crescendi interpretieren.
Die „Kaukasischen Skizzen“ bilden mit jeweils vier Liedern den musikalischen Rahmen der CD . Im ersten Teil sind es sehr unterschiedliche Reiseimpressionen. „Im Vorbeifahren“ kristallisieren sich zwischen satten Akkorden und schillernden Tonläufen, klangschöne lautmalend flirrende Landschaften heraus, die in rauschhaften Crescendi überbordende Begeisterung spüren lassen. Melancholisch bohrt das Lied eines Mädchens „Im Dorf“ in die Tiefe und wird von klangheiterer Rhythmik abgelöst. Die Melodie „In der Moschee“, nach einem Lied eines Muezzins, bildet entspannten Ruhepunkt. Danach steigert sich in der „Prozession des Sardar“, einem Tonfragment aus Tiflis, Tempi und Dynamik um die Tonspielereien eines Kinderliedes zu einem ausgelassenen interpretierten Forte-Finale.
In der „Armenische Rhapsodie op. 48“ bauen sich einer einfachen Melodie, harmonisch miteinander dialogisierende Klangstrukturen aufbauen, ein romantisches Hoffen und Sehnen , das sich in ein rauschhaftes Drängen steigert, wieder zurücknimmt, um dann noch schwerer zu pochen und immer noch höher zu flirren.
Mit vier wuchtigen Akkorden und zauberhaften Melodien nimmt das Prelude zur Oper „Ruth“ op. 34, die emotionalen Dissonanzen dieser Liebesgeschichte vorweg. Lange Triller schweben über dem Melodiespiel, das sich romantisch schwermütig ausklingt.
Fröhlich hurtig, tänzerisch beschwingt eilt der „Türkische Marsch“ voran, in dessen markanten Tonschritten sich lautmalerische die Massen spiegeln, in extremer Rhythmisierung bewusst volkstümlich gassenhauerisch mit viel Pedal von Ivanova und Zagarinskiy interpretiert.
©Aki Matusch
Sehr düster und schwermütig, durchpulst von Endlostrillern und rasanten, aus der Tiefen aufwallenden Läufen steigert sich der zweite Teil der Kaukasischen Skizzen in „Iveria“ op. 42 mit dem Vorspiel zu Ippolitow-Iwanow Drama „Der Verrat“ mit der „Klage der Prinzessin Kétévana“ in größte, emotional mitreißende Dramatik, die in tiefster Tonlage schlicht ausklingt. Ein „Wiegenlied“ kehrt zur romantischer Beschaulichkeit zurück, dem der wild ausgelassenen, sich immer noch schneller werdende aserbaidschanische Volkstanz “Lesginka“ folgt, bei dem das Pianistenduo nochmals sein artifizielles Können unter Beweis stellt, worauf der fröhlich fanfarische „Georgische Marsch“ als Abschluss bestens passt.