Landshut – „Die Geschichte der Frau“ in den Landshuter Kammerspielen

Sarah Kohr "Die Geschichte der Frau" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Christine Vincon

Schon bei den „Sperrtagen 2019“ kennt man die Texte. Als szenische Lesung, eingerichtet von Sven Grunert, kommen sie jetzt viel besser zur Wirkung. Sarah Grunert im Männerjackett und mit roten Lippen, ihre Hand mit Lippenstift umkreist als Symbol für Frauenpower am Schrankspiegel zeigt Weg und Ziel der literarischen Reise.

Der gemeinsame Nenner dieser fünf Frauen  ist ihre Klugheit. Sie durchschauen die Männer und Sarah Grunert kristallisiert mit ihrer facettenreichen Stimme, ihrer ausdrucksstarken Mimik und  fröhlich kessen Ausstrahlung die Stärken dieser scheinbar dominierten Frauen mit Schalk heraus.

Die junge fremde Gastarbeitermutter wagt 1965 schon ungewöhnliche Wege. Sie verhindert durch kluges Dolmetschen eine multikulturelle Liebesbeziehung, die zu sehr auf materielle Vorteile des Mannes abzielt, und verlässt ihren Mann, der sich nicht vom Frauenbild seiner Heimat lösen kann.

Die  junge Revolutionärin Lisbeth nutzt als einzige Frau 1848  an einer Wahlversammlung teilzunehmen, doch wählen darf sie nicht. Dieser aufgeblähten, lächerlichen Männer ist sie schnell überdrüssig. Aufrecht verlässt sie das Wahllokal.

Sarah Kohr "Die Geschichte der Frau" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Christine Vincon

Beim Kleiderwechseln findet Sarah Grunert  einen Brief, summt „Was soll es bedeuten“ und schon in sie mitten in der Rolle der Loreley, wie ihre Jungfräulichkeit gegen die schmeichelnden Verführungskünste des Herrn verteidigt, wenn es sein muss mit dem Brotmesser, eine zauberhafte Posse.  Der fiktive Dialog wird zur inspirierten Posse. Die Reise geht zurück ins Mittelalter, wo die lebenspraktische Klugheit einer Hexe eine schwierige Geburt und neues Leben ermöglicht, die Reaktionen auf ihre Ratschläge gleichzeitig das finstere Mittelalter karikieren und Schweigen der einzige Weg zum Überleben bleibt. Mit Brunhild, die nur mit Zauberkräften zu besiegen war,  endet diese kleine „Geschichte der Frau“ schlicht mit der Anknüpfung an den Mythos der Wehrhaftigkeit der Frau, ein Prozess, der noch lange nicht beendet ist. Der Charme des Abends liegt in der gelungenen Auswahl der Geschichten, noch mehr in der inspirierten Präsentation von Sarah Grunert.