"Kultur macht glücklich"


Landestheater Niederbayern – Franz Lehárs „Land des Lächelns

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Landestheater Niederbayern – Franz Lehárs „Land des Lächelns

©Peter Litvai/Landestheater Niederbayern

Die Liebe zwischen Lisas, Tochter eines österreichischen Grafen, und einem chinesischen Prinzen hat keine Chance. Als Lisa  Sou Chong nach China begleitet, weiß das System diese Liebe zu unterbinden. Der Prinz muss der Tradition gemäß und aus politischem Kalkül  vier Prinzessinnen heiraten. Erstaunlich ist, dass Lisa bereits emanzipiert genug ist abzureisen. Sou Chongs Schwester Mi dagegen, die sich auf der Auslandsreise emanzipiert hat, muss sich den Regeln Chinas wieder unterordnen. Der Schluss ist traurig, aber nicht tragisch, lässt den Westen als die bessere Welt erscheinen in einer Zeit, als es in Europa nach dem Ersten Weltkrieg darum ging, ein neues Lebensgefühl aufzubauen und sich dennoch als Machtzentrum der Welt zu begreifen.

Erst nach einigen Änderungen und unter dem Titel  „Land des Lächelns“ begann das Publikum Lehárs Operette zu bejubeln. Operettenhits wie „Wie dein ist mein ganzes Herz“ wurden zu Ohrwürmern. Dass Landshuter die Operette nach wenigen Aufführungen schon ein zweites Mal besuchen, zeigt wie begeistert sie von Musik und Inszenierung sind, doch es kommt auch die Besetzung an.

Der Star des Abends ist zweifelsohne Emily Fulz als Prinzessin Mi, der Schwester des Prinzen. Mit mädchenhaften Charme genießt sich die Freizeiten im Westen, die kurzen Kleider, das Tennisspiel. Sobald sie auf der Bühne erscheint, bekommt die Inszenierung durch ihre sängerische Leichtigkeit, ihre sympathische Ausstrahlung einen mitreißenden Schwung. Sie interpretiert die Partie der Schwester in jedem Detail, mit jeder Geste ausgesprochen pfiffig, nicht zuletzt durch ihre  fröhlichen Tanzeinlagen mit flinken Charleston-Beinen.

Kritik der operette "Land des Lächelns präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Peter Litvai/Landestheater Niederbayern

Zusammen mit Gustl (Mark Wattson Williams) gelingt augenzwinkernd  ein recht authentisches  Operettenaar der 20er Jahre (Choreographie Susanne Prasch) Kathryn J. Brown als Lisa und Victor Campus Leal überzeugen durchaus mit  Stimmvolumen, aber der innige sängerische  Schmelz der Zweisamkeit  will sich zumindest in der besuchten Vorstellung nicht einstellen. Das könnte man natürlich als Pendant zur Geschichte werten, was aber sicher nicht im Sinne Lehárs wäre  Ein Manko, die mangelhafte Textverständlichkeit, ließe sich  durch eine Übertitelung leicht abstellen.

Unter dem Dirigat von Basil H. E. Coleman wirken in der Ouvertüre und in den späteren Instrumentalpassagen  die musikalischen Motive sehr klangschön und wohltemperiert an. Fein werden die exotischen Klangelemente, insbesondere die Effekte des Gongs und der Perkussion herausgearbeitet. Streicher, Harfe und Flöten vermitteln gefühlvoll melancholischen Stimmungen. Doch die Fortissimi gehen zuweilen auf Kosten der Sänger. Was der Chor (Einstudierung Eleni Papakyriakou) noch mit Bravour schultert, wirkt n den Hauptrollen, insbesondere in den Höhen zuweilen sehr schrill.

Der englische Regisseur Stephen Medcalf zielt auf die gesellschaftlichen Kontraste und  kreiert mit Ausstatterin Iris Jedamski, sieht man von den unvorteilhaften Kostümen der beiden Protagonisten ab expressive Szenenbilder zwischen Tradition und Moderne, Dokumentationen und karikierenden Kitsch, gesellschaftlicher Enge und emanzipatorischer Freiheit. Schon während der Ouvertüre betrachten  Prinz und Prinzessin auf ein großen kreisrunden Projektionsfläche die unterschiedlichen Welten, Asiens Landarbeiter im Kontrast zu den schicken Damen europäischer Metropolen. Durch eine Flügeltür im Bühnenbild mit jugendstilartigem Frauenporträt mit wallenden Haaren und sinnlichem Mund  verschwindet die gräfliche Gesellschaft zum Dinner der Privilegierten. Knallrot präsentiert sich das Reich der Mitte, die Menschen versteckten sich hinter Masken schon vor Mao und ein grell grinsender Buddhas lässt im „Land des Lächelns“ heutige  Dominanz aufleuchten. China und Europa, das funktioniert nicht. Lehárs Resümee  hat nichts von seiner Aktualität verloren.