©Michaela Schabel
Das Konzept ihrer Mega-Party funktioniert wie in den anderen 45 Städten ihrer 40-jährigen Bühnenjubiläums-Tour quer durch Mitteleuropa auch in Regensburg. Die begeisterten Fans vor der Bestuhlung sorgen für die nötige Stimmung. Die Sitzplätze hätte man sich fast sparen können, denn Nena animiert immer wieder zum Aufstehen, Mitklatschen, Mitschwingen. Wer sitzt, sieht nichts, steht also auch auf. Die Fans haben das Sagen und es wurden an diesem Abend sicher noch mehr Fans.
Nena – Popikone der 80er Jahre
Nena weiß um ihre Marke, wie man Showbusiness perfekt inszeniert und sie hat eine Menge Hits zu bieten. Die Jahre scheinen an ihr vorbeigeflogen zu sein. Als vierfache Mutter, dreimalige Großmutter ist sie immer noch die Nena der 80er Jahre mit ihrem wahnsinnig charmanten Lächeln, ihrer mädchenhaften Optik ein Energiebündel, ständig in Bewegung, natürlich immer in der Lederjacke. Nena ist nicht nur Pop-Ikone der 80er Jahre, sondern wird durch diese Tournee einmal mehr Projektionsfläche für das neue Imagebewusstsein der Frau, die eben auch mit fast 60 Jahren noch unheimlich sexy und fröhlich sein kann und inzwischen drei Generationen anspricht.
Mitten drin
In Regensburg leuchtet Nena in roter Lederjacke aus der 8-köpfigen Band heraus, durch und durch die Bandleaderin. Zunächst ist extreme Lautstärke angesagt. Drummer und Bässe rocken sich in den Vordergrund, zerschlagen regelrecht Nena Songs und machen daraus einen rhythmischen Einheitsbrei. Die Songs verlieren ihren Charme. Anfangs ist, wenn überhaupt, maximal der Refrain hörbar, was die Fans keineswegs zu stören scheint. Und wenn es ruhiger wird, animiert Nena sofort wieder zum Mitmachen.
„Auf der kleinsten Bühne der Welt“ mitten in den Zuschauerreihen der Tribüne fühlt Nena sich glücklich, ortbar für viele Besucher nur durch die aufsteigenden Nebel. Mit Drummer und Bassist wird die Show in der Show, konzipiert als Revival einstiger Bandproben, zum rot ausgeleuchteten diabolisch ekstatischen Showeffekt. Nena animiert zum großen „Ohohoh“-Mitsingen und bekennt freimütig, dass man damit ihren „ganzen Stolz und ihre Eitelkeit“ trifft. Welcher Star gibt sich schon so offen? „Wer will der Häuptling sein“ und einzählen? Das Experiment gelingt natürlich nicht, aber die Art und Weise, wie sie das macht, zeigt Nena von einer sympathischen Seite, als wäre sie gerade auf einem Kindergeburtstag. Genau diese Mischung von Star, Mami und Mädchen kombiniert mit den Botschaften ihrer Texte macht ihre Authentizität aus. „Manchmal ist ein Tag ein ganzes Leben, manchmal werden Träume wahr.“
©Michaela Schabel
Mit ihren Texten triff Nena die Sehnsüchte der Menschen, das funktioniert erst im zweiten etwas langsameren Teil. Nena, jetzt mit schwarzer Lederjacke, singt ihr Credo. „Ich geb niemals auf“ und gewichtet es mit lebensphilosophischem Imperativ. „Das ist eine Ansage!“ genauso wie „Leben ist Liebe, Leben ist eine Gelegenheit und die verpasse ich nicht“ oder der gesellschaftliche Verweis auf „Fridays for Future“, ein trefflicher Übergang zu ihrem Song „Wunder geschehen.“ Mit dem Beatles-Song „Hey Jude“ gibt Nena den Zuschauern Raum für zärtliche Blicke und Umarmungen. Umso wirkungsvoller knallen ihre „99 Luftballons“ mit zwei großen über den Tribünen auf- und abschwebenden „Love“-Ballons. Das war´s.
Mitnichten. Dem knackig kurz konzipierten Konzert mit bejubeltem Abgang und einem fröhlichen „Wir gehen mal aufs Klo“ folgt ein halbstündiges Feuerwerk von sieben Zugaben mit Trommelperkussion und Lichtshow.
©Michaela Schabel
Nena in weißer, dann schwarzer Fransenlederjacke, in Glitzerjacke, schließlich nur noch in Nena-T-Shirt verabschiedet sich mit großartiger Vitalität und sichtbar euphorisiert vom eigenen Konzert. Jetzt hat man Lust auf ihre Songs ohne diese gewaltige Soundkulisse.