©Michaela Schabel
Gustav Mahler verehrte Franz Schubert, Schostakowitsch Gustav Mahler. Vor diesem Hintergrund erklärt sich…
die Programmauswahl für das zunächst etwas ungewöhnlich anmutende Rezital von Matthias Goerne und Markus Hinterhäuser im Berliner Konzerthaus. Schuberts romantische Lieder über Verzweiflung und Tod, inspiriert von Achim von Arnim und Clemens Brentanos Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ transponierten Mahler und Schostakowitsch in ihre spezifische instrumentale und stimmliche Tonsprache.
Die Interpreten wiederum schaffen durch ihre Interpretationen, ihr Präsentationspathos und ihre Klangfärbung einen gemeinsamen Rahmen, in dem nichtsdestoweniger die unterschiedlichen Kompositionen sehr klar aufleuchten.
Vom ersten Moment an spürt man das eingespielte Team der beiden, international renommierten Künstler. Seit 2014 arbeiten sie zusammen und sind mit Schuberts „Winterreise“ auf Welttournee. Ihr Rezital kreist mit 17 Liedern um Liebe und Tod, Frühlingsgefühle, Waldromantik und Hoffnung, Trennung, Verbannung und Verzweiflung.
Von der ersten Minute an spürt man die überaus starke kammermusikalische Verbindung der beiden Künstler. Das Klavier fungiert nicht als Begleitung, sondern als eigenständiger Klangkörper auf Augenhöhe, wodurch sich eine überaus verinnerlichte Gefühlsintensität ergibt.
Goernes klangschöner Bariton und Hinterhäusers klarer Anschlag bauen einen faszinierenden Spannungsbogen mit klaren Ostinati, flexiblen Tonlinien und Tempi auf. Durch schnelle Zurücknahme kraftvoller Crescendi, ungewohnte Tongewichtungen, wuchtige Basslinien, abrupte Abbrüche und Pausen gewinnen die Lieder ohne jegliche Hektik eine existenzielle Verdichtung.
Goerne ganz auf Hinterhäuser konzentriert singt mit dem ganzen Körper, dehnt und streckt sich, wogt von einer Seite zur anderen. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber durchaus zur immanenten Dramatik der Lieder, insbesondere zu Schostakowitsch, dessen Lieder von der „Wahrheit“ zu Beginn über „Morgen“, „Liebe“, „Trennung“, „Dem Verbannten bis zum finalen „Tod“ die markanten Eckpfeiler des Konzertes bilden.
Mahlers Kompositionen, voran „Ich atmet’ einen linden Duft“ und „Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald“ wirken wesentlich leichter und steigern sich über „Nun seh’ ich wohl, warum so dunkle Flammen“ oder „Der Tamboursg’sell“ ins Dramatische. Das gilt auch für die Auswahl der Schubert-Lieder zwischen hoffenden „Frühlingsglauben“ und den Gesängen des Harfners aus „Wilhelm Meister“ über Armut und Einsamkeit.
Hinterhäuser kontrastiert mit glasperlenartigen Klavierläufen, dunklen Akkorden, subtilen Dissonanzen und aushauchendem Pianissimo. Er zielt nicht auf nostalgische, romantische Stimmungen, sondern auf klare Fakten.
Dieses Rezital schärft die Sinne, wäre sicher noch intensiver erlebbar gewesen, hätte man die Liedtexte, im Programm viel zu klein gedruckt, mitlesen können.












