©Uwe Berger, Foto: Michaela Schabel
Als „Grauzone“ empfangen Markus Drapers Plattenbauten im Modellformat, in denen RAF-Mitglieder untertauchten, die Besucher. Uniform, trist, wie…
wirken sie wie eine Geisterstadt. Andere leuchten bunt in der Dämmerung (Uwe Berger) oder verdichten sich zum „Ost-Schrei“ (Sebastian Jung). „Das Minsk“ in Potsdam setzt sich in der Ausstellung „Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau“ mit der Frage auseinander, wie die sozialistischen Plattenbausiedlungen in der Kunst dargestellt wurden. Tradierte Probleme bezüglich Monotonie und Tristesse werden über künstlerische Ausdrucksmittel latent kritisiert, Aufbruchsszenarien nach der Wende kritisch hinterfragt.
Kurator Kito Nedo zeigt in 50 Installationen, Gemälden, Zeichnungen, Fotografien und Filmen, wie die Plattenbauten als Orte des Wohnens, sozialer Utopien und Projektionsflächen gesellschaftlicher Veränderungen fungierten. Dabei wird neben der architektonischen Bedeutung auch der kulturelle Resonanzraum ausgelotet.
Die Künstler knüpfen oft an ihre Jugenderinnerungen an. Sabine Moritz zeigt Gebäude in kindlicher Zeichenmanier, unterschiedliche Fassaden in bunten Großformaten. 300 Schwarz-Weiß-Fotografien, Außen- und Innenansichten aus Dresden und Ostberlin präsentiert Seiichi Furuya in willkürlicher Projektionsfolge als Erinnerungsdokumente. Sibylle Bergemann fängt in ihrer Fotoserie die Monotonie der Wohnungsgrundrisse ein, die selbst im Privatleben den Menschen kaum Raum für eine individuelle Gestaltung bieten.
Der Plattenbau war das Herzstück der DDR-Sozialpolitik. ein Ort der Vergesellschaftung und ein Symbol für den realsozialistischen Fortschritt, den die Bürger immer kritischer hinterfragten. Nach dem Ende der DDR wurde der Plattenbau Sinnbild für sozialen Niedergang, nicht zum Denkmal, sondern zum Ort schmerzhafter Transformationen und erneut zum Sinnbild für sozialen Niedergang.
Raffiniert offenbart Uwe Pfeifer durch malerische Ausdrucksmittel das, was im Grau der sozialistischen Großwohnsiedlung seiner Heimatstadt Halle fehlt, die Farben und die damit verbundenen positiven Emotionen. Durch bunt leuchtende Fenster in der Abenddämmerung, farbige Akzente im Einheitsgrau der Kleidung bringt er visionär die Sehnsüchte der Menschen nach einer Wohlfühlaura zum Leuchten, die in der Realität immer noch vermisst wird. Es gibt inzwischen gelungene Transformationen, wie beispielsweise im Stadtbild von Zwickau, doch sie scheinen die Künstler nicht zu inspirieren.
Zu sehen sind Arbeiten von: Karl-Heinz Adler, Sibylle Bergemann, Manfred Butzmann, Kurt Dornis, Markus Draper, Wolfram Ebersbach, Nina Fischer & Maroan el Sani, Seiichi Furuya, Peter Herrmann, Sebastian Jung, Gisela Kurkhaus-Müller, Harald Metzkes, Sabine Moritz, Henrike Naumann, Manfred Pernice, Uwe Pfeifer, Sonya Schönberger, Nathalie Valeska Schüler, Wenke Seemann, Robert Seidel, Christian Thoelke, Stephen Willats und Ruth Wolf-Rehfeldt.
Zur Ausstellung „Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau“ ist ein umfangreicher Katalog in Deutsch und Englisch im Distanz Verlag erschienen. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 8. Februar 2026.













