©Nina Seidel-Herrmann, Foto: Michaela Schabel
Durch intensive Farben, bewegte harmonische Landschaften in großen Formaten, fallen ihre Bilder sofort ins Auge. Jetzt zeigt Nina Seidel-Herrmann anlässlich ihres 70. Geburtstags in einer großen Retrospektive 50 Bilder aus…
ihrer 25-jährigen Schaffenszeit. Nach einem Graphikstudium arbeitete sie zunächst als Ergotherapeutin und entdeckte ihre Leidenschaft zur Malerei. „Über die Jahre“ entwickelte sie sich zu einer imposanten Landschaftsmalerin. In den unterschiedlichen Räumlichkeiten die einzelnen Werkphasen gut zur Geltung.
Ihre malerische Auseinandersetzung beginnt mit den „Stuhlbildern“(2003-2000) in Acryl auf Leinwand oder als Pinselzeichnung und Acryl auf Papier. Aus verschiedenen Perspektiven, raffiniert angeschnitten, in ungewöhnlichen Farben verwandelt sie Räume durch einen Stuhl in ganz unterschiedliche Emotionalitäten, harmonisch wie ein „Langer Sommertag“, überschattet vom „Streitgespräch“ oder als „Verwirrspiel. Kombinierte Stuhl- und Körperlinien entwickeln erotische Situationen. „Wo bleibt er?“ Doch Seidel-Herrmann geht nicht den Weg in die malerische Abstraktion, unterlegt mit narrativen Titeln, sondern bleibt im Gegenständlichen.
„Unterwegs“ (2007-2015) nennt Seidel-Herrmann ihre nächste Schaffensphase, in der sie Stimmungen aus dem Auto, der Eisenbahn malerisch „On the road again“ als „Nachtlichter“ oder „Lichtblicke“ einfing.
Es folgten figurative Bilder (2009-2025) nach Fotografien, Frauen vertieft in Gedanken, verinnerlicht spielende Kinder in unbeobachteten, lichtdurchfluteten Momenten, in denen Innen-und Außenleben harmonisch fusionieren und die Resonanzen den Betrachter entspannen.
Ihre malerische Dynamik und ihr Gespür für feine Farbnuancen werden aber am deutlichsten in der Wiedergabe der Natur und den Landschaftsbildern ab 2018. Mit breiten schwungvollen Pinselstrich werden Stürme, Wasserspiegelungen, Ruhe und Bewegung, die Veränderung der Elemente erlebbar.
Ihre Anregungen holt sich Seidel-Herrmann beim Wandern draußen in der Natur. Bäche, Wasserspiegelungen, atmosphärische Himmelsverfärbungen, Nachtlichter quer durch die Jahreszeiten inspirieren sie zu einzelnen Motiven, aber auch zu Motivserien zu. Oft malt sie mehrere Bilder gleichzeitig. Geht es bei einem Werk nicht weiter, bearbeitet sie ein anderes. Beim Übermalen ergeben sich neue Farb- und Formnuancen. Ein kleiner blauer Fleck eröffnet plötzlich eine unerwartete Tiefenwirkung, woraus sich wiederum neue Möglichkeiten ergeben. Über die Titel präzisiert Seidel-Herrmann ihr atmosphärisches Grundanliegen. „Quirliges Nass“ sprudelt in unterschiedlichen Konstellationen über blank polierte Felsen. Durch „Wasserspiegelungen“ entwickelt sich ein „Mystischer Moorwald“. Über ausgetrockneter roter Erde formieren sich graue Wolkenungetüme zum „Sturm“. Aus einem gewissen Abstand betrachtet, fühlt man sich, als wäre man im natürlichen Geschehen vor Ort. Zu nahe dagegen drängt sich der Malduktus vor.
Bis zum 9. November sind die Bilder von Nina Seidel-Herrmann noch in der Großen Rathausgalerie zu sehen, donnerstags, freitags und sonntags von 14-18 Uhr, samstags von 12-18 Uhr.












