©Edition W GmbH
Das Cover, ein fetter Männertyp, der im Körbchen sitzt, macht neugierig, genauso wie der Covertext mit der…
Ankündigung des wahren Berlins am Ostrand, weit weg von der coolen Mitte. Emeli Glaser durchstreift Marzahn, Schönefeld und Rahnsdorf und begegnet „brutalen, deutschen Durchschnittsbürgern“. Doch ihre Geschichten sind alles andere als Durchschnitt. Ihre Protagonisten verblüffen durch makabre Leidenschaften.
Was tun, wenn der frustrierte Ehemann sich zum Gourmet entwickelt und seine Dinnervorschläge vor laufender Kamera bewertet werden, aber seine verwahrloste Ehefrau allein durch die unerwartete Präsenz selbst den „Lavakuchen“ zum Schmelzen bringt oder wenn die Forschungsergebnisse der jungen Praktikantin über „Kognitive Realitätsmodelle“ vom Chef der Abteilung und seiner Mitforscherin mutwillig verbrannt werden? Heiko hat eine Abneigung gegen die abgehärmten Ostfrauen, aber westliche Frauen bekommt er nicht. So bleibt ihm nur die Selbstbefriedigung.
Eine kurze Milieuschilderung, und schon ist Glaser mitten in der Geschichte, denen sie durch groteske Intensivierungsschleifen und knackige Wendepunkte plötzlich eine ganz andere Richtung gibt. In „Corporate Identity“ sind es zwei konkurrierende Putzteams, in der finalen Titelgeschichte eine abstruse Mordaufklärung, davor zwei Erinnerungsgeschichten, die zeigen, was aus Gamer-Kids oder einem Disco-Fan werden kann.
Das ist kurzweilige Unterhaltung für kurze Schnaufpausen oder um die Wartezeiten spannend zu verkürzen.
Emeli Glaser (*1996, Berlin) arbeitet als freie Journalistin. Ihre Texte erscheinen unter anderm in DER ZEIT und der taz. Sie ist Host und Autorin des Podcasts „Seelenfänger“ beim Bayerischen Rundfunk und schreibt für Audio-Formate bei BR, WDR und SWR. Für ihre Kurzgeschichten wurde sie zweimal mit dem ersten Preis des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen ausgezeichnet. Emeli Glaser lebt in Berlin.
Emeli Glaser: Rahnsdorf Ripper und andere Männergeschichten, Edition W GmbH, Neu-Isenburg 2025, 142 S.












