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Berlin – „Max Ernst bis Dorothea Tanning. Netzwerke des Surrealismus. Provenienzen der Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch“ in der Neuen Nationalgalerie

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Berlin – „Max Ernst bis Dorothea Tanning. Netzwerke des Surrealismus. Provenienzen der Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch“ in der Neuen Nationalgalerie

©Michaela Schabel

Hinter dem sperrigen Ausstellungstitel offenbaren sich komplexe Zusammenhänge und wichtige Forschungsergebnisse. Die Provenienzen ergaben, dass keines…

der Bilder aus der Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch Raubkunst ist. Eine gute Nachricht, denn die horrenden Verteuerungen des im Bau befindlichen neuen Museums „berlin modern“, wo später die gesamte Sammlung gezeigt werden soll, sorgen ohnehin ständig für schlechte Schlagzeilen. 

Ulla und Heiner Pietzsch vermachten 2010 den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin einen Bestand von 150 hochkarätigen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen im Schätzwert von 120 Millionen Euro. Damit konnte die Nationalgalerie Lücken im Bestand füllen und etliche Sonderausstellungen präsentieren. Die Schenkung war ein zentrales Argument bei der Genehmigung von „berlin modern“. 

Wenn auch etwas verspätet zum 100-jährigen Jubiläum von André Bretons „Erstem surrealistischen Manifest“ (1924), werden nun in der Neuen Nationalgalerie die „Netzwerke des Surrealismus“ aufgedeckt. Dabei geht es nicht um die Aufarbeitung der politischen Netzwerke, die sich in den 1930er und 1940er aus der Verfolgung und Emigration kommunistisch orientierter Künstler ergaben, sondern um die Aufdeckung, wo und wann sich welche Bilder befanden, wobei gleichzeitig die starke Vernetzung der Künstler, Galeristen und Kunstliebhaber erkennbar wird, die wesentlich zur Ausbreitung einer internationalen Bewegung beitrug. 

Die ausgestellten Werke sind nicht nur von vorne, sondern auch von hinten zu lesen. An drei Beispielen wird ihr Weg von Frankreich über Brüssel und andere europäische Städte bis in die USA und nach Mexiko durch Adressaufkleber, Galerielogos oder Notizen auf den Rückseiten der Gemälde überprüfbar.

Kunstgeschichtlich am interessantesten sind die Gemälde, in denen sich ausgehend vom französischen und deutschen Surrealismus die Verflechtungen mit dem US-amerikanischen abstrakten Expressionismus erkennen lassen. 

Von „Max Ernst bis Dorothea Tanning“, dazwischen Gemälde und Skulpturen von Leonora Carrington, Salvador Dalí, Leonor Fini, René Magritte und Joan Miró zeigen berühmte Handschriften und bislang wenig bekannte Motive. Eine ganz spezielle Entdeckung ist „Das Handtier“ (1943) von Victor Brauner. Als jüdisch-rumänischer Künstler floh er nach Paris. Als ihm das Vichy-Regime, das mit den deutschen Besatzern kollaborierte, das Ausreisevisum verweigerte, versteckte er sich bis zum Kriegsende in einem Haus in den Hautes-Alpes.

Die Ausstellung ist bis zum 1. März 2026 in der Neuen Nationalgalerie zu sehen.

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