"Kultur macht glücklich"


Landshut – Johann Strauss’ Operette „Eine Nacht in Venedig“ im Landestheater Niederbayern

Veröffentlicht am:

von

Landshut – Johann Strauss’ Operette „Eine Nacht in Venedig“ im Landestheater Niederbayern

©Landestheater Niederbayern, Foto: Peter Litvai

Walzerseligkeit von Anfang bis Ende, mit leichtgängigen Melodien und einem dreifachen Verwirrspiel unterlegt, wurde „Eine Nacht in Venedig“ zum…

Operettenhit. Unter der musikalischen Leitung von Kai Röhrig werden bereits in der Ouvertüre alle Walzerschattierungen sehr differenziert hörbar, zackig, feierlich, schwungvoll dahineilend, tänzerisch ausgelassen und träumerisch voller Poesie. Öfter fortissimo als pianissimo entwickelt sich orchestral, stimmlich und bühnenoptisch ein temperamentvolles Spektakel um drei Liebespaare. 

Die Männer sind allesamt anachronistische, aber durchaus sympathische Machos. Viel zielorientierter agieren die Frauen, die ihre Absichten mit verführerischer Weiblichkeit sehr pragmatisch umzusetzen wissen. 

Der optische Clou ist das Bühnenbild. Statt auf Nostalgie setzt das Inszenierungsduo Markus Bartl (Regie) und Philipp Kiefer (Bühne, Kostüme) durch Reduktion, Bewegung und Farbsymbolik auf eine ironische Zuspitzung, wodurch die simple Verkleidungskomödie an dramaturgischer Spannung gewinnt. Streifenvorhänge in den Nationalfarben, im zweiten Teil in filigranen Silberstrukturen geben Sängern und Chor Raum für ein bewegungsintensives, nahtlos ineinandergreifendes, dynamisches Spiel. Der Chor agiert als Touristengruppe. „Sei mir gegrüßt du holdes Venezia“. Die Sommerfrischler sind begeistert, „Eine Nacht in Venedig“ erleben zu dürfen, zunächst hinter Absperrungen, schließlich mitten unter den Akteuren als Statistengruppe. Wenn Sänger und Chor über die Bühne eilen, scheinen die Streifen im Walzerrhythmus zu flattern. Durch projizierte Lichtspiele und Abdunklungseffekte verwandelt sich die Nacht der Begehrlichkeiten in einen surrealen Traum lyrisch zart vom Wiegenlied „Ninana, ninana“ umrahmt.

Nicht nur der Herzog von Urbino mit Faible für junge Frauen, sondern auch das Publikum steht mitunter vor dem Rätsel: Wer ist wer? Durch gleiche Perücken, Masken, eingehüllt in rote Mäntel unterscheiden sie sich nur durch das Timbre ihrer fulminanten Stimmen.

Unter der musikalischen Leitung von Kai Röhrig dürfen Sänger, Chor und Orchester die Grenzen des Fortissimo ausloten. Umso subtiler und feiner wirken die Serenaden und besinnlichen Melodien. Mit „Komm in die Gondel, mein Liebchen“ verzaubert Roman Pichler als Caramello. Emily Fultz liefert eine herrlich champagnerbeschwipste Ciboletta ab. Peter Tilch setzt als Senator trotz kleiner Passagen witzige Akzente. Star des Abends ist Edward Leach mit seinem angenehm durchdringenden Tenor als Herzog von Urbino. „Treu sein, das liegt mir nicht“, bekennt er charmant und nutzt die „Holde Nacht, zum Herzen stehen wie gemacht“.

Das Publikum ist über diese charmant in Szene gesetzte Gute-Laune-Operette zu Recht begeistert. 

Künstlerisches Team: Kai Röhrig (Musikalische Leitung), Markus Bartl (Inszenierung), Philipp Kiefer (Bühne, Kostüme), Björn Bugiel (Choreografie), Guiran Jeong (Chor), Swantje Schmidt-Bundschuh (Dramaturgie)

Mit: Edward Leach (Herzog von Urbino), Reinhild Buchmayer (Annina), Roman Pichler (Caramello),William Diggle (Pappacoda), Emily Fultz (Ciboletta), Peter Tilch (Bartolomeo Delacque, Agricola), Edina Bräu (Barbara Delacque) u. a., mit dem Chor des Landestheater Niederbayern und der Niederbayerischen Philharmonie