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„Was tun Mathematiker im Garten? Wurzeln ziehen.“ Billy Plimpton liebt Witze und träumt davon,..
der witzigste Junge der Welt zu werden. Nach einem erfolgreichen Talentwettbewerb wagt er sich auf die Bühne und muss zwei Misserfolge wegstecken, wird dabei wegen seines Stotterns von Starkomiker Leo Leggett, entdeckt und über ein Video zum bekanntesten Nachwuchstalent geliked. Träume werden wahr und zerbrechen, als er mit Leo Legett in dessen Show auftreten darf und merkt, wie er von Leggett ausgenutzt wird. Billy beginnt das böse Spiel zu durchschauen und zusammen mit Skyla und Blakemore bringt er die Wahrheit an den Tag. Billy Plimpton erkennt, was wirklich zählt, um glücklich zu sein.
Sehr witzig und empathisch formuliert gelingt Helen Rutter ein spannender Kinderroman, mit 36 kurzen Kapiteln, jeweils mit einem originellen Witz voran, eine erheiternde Lektüre mit Tiefgang. Rutter lässt Billy in der Ich-Form erzählen, so dass seine Beobachtungen, Gefühle und Selbstzweifel sehr authentisch wirken. Billy ist ein sehr kritischer und systematischer Junge, der seine Gedanken in Listen notiert und intuitiv mit der Seele eines Kindes die richtigen Entscheidungen tritt. Und er ist sehr kreativ, wenn er den Leitspruch seiner schwangeren, oft angespannten Mutter „Es ist das Baby“ in anderen Situationen ad absurdum führt.
Jede Figur steht für ein soziales Problem, das ohne Moralisierungen und Bewertungen über das Verantwortungsgefühl der Kinder betrachtet wird. Billy Plimpton, stotternder Außenseiter, flüchtet sich in Traumwelten, die sich als Etikettenschwindel entpuppen. Als er immer mehr Zeit mit dem Handy verbringt, erkennt er das eigene Suchtpotential. Viel glücklicher fühlt er sich, wenn er Menschen helfen kann, beispielsweise der vereinsamte Mrs Gibbsen im Seniorenheim. Billys Freundin Skyla kümmert sich selbstlos um ihre alkoholsüchtige Mutter, in der irgendwann etwas zerbrochen, das nicht mehr zu heilen scheint. Kumpel Blakemore lernt, dass man Probleme nicht mit Fäusten, sondern mit Köpfchen löst. Die lästige kleine Schwester, erweist sich ganz unerwartet als prima Kumpel. Billys Karriere-Euphorie weicht bald dem belastendem Gefühl „Niemand kennt mich, aber jeder hat eine Meinung über mich.“ Er will wieder ein ganz normaler Junge sein, der mit seinen Freunden abhängt und vielleicht später eine Karriere als Komiker starten.
„Billy Plimpton startet durch“ ist eine amüsante Lektüre nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die sich ihre Offenheit und ihren Humor bewahrt haben.
Helen Rutter lebt in der Nähe von Sheffield und arbeitete zunächst als Schauspielerin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie wurde u.a. für die Carnegie Medal, den Blue Peter Book Award und den Costa Book Award nominiert und dieses Jahr für den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Helen Rutter: Billy Plimpton startet durch, Atrium Verlag, Zürich 2025, 284 Seiten