©Solibro Verlag
„In der westlichen Welt streben totalitäre Kräfte den Umsturz an.“ Von dieser allgemein gehaltenen Hypothese ausgehend, betreibt der Musikwissenschaftler und Komponist Tom Sora…
eine sehr engagierte Ursachenforschung. Entlang der kulturmarxistischen Entwicklungslinie von Marx, Lenin, Mao, Gramsci zeigt Sora auf, wie avantgardistische Künstler zielstrebig und systematisch die westlichen Demokratien torpedierten, um die radikalen Linken propagandistisch zu unterstützen. Er fokussiert zunächst auf die Dadaisten, dann sehr ausführlich auf den Komponisten John Cage (1912-1992). Die Dadaisten zertrümmerten die Sprache, John Cage die Musik, weg von Ton hin zum Geräusch. Ziel war die kulturelle Entwurzelung, um die individualistische freie Lebensweise in eine kollektivistische Massengesellschaft zu verwandeln.
Belegt mit vielen Zitaten, Anmerkungen und Quellenangaben verdeutlichen Soras historische Bezüge die Funktionalisierung der Kunst als Propagandamittel. Doch man vermisst Gegenpositionen. Sowohl Dadaisten als auch John Cage dachten antiautoritär und die „woke“ Bewegung stellt auch Fragen nach sozialer Gerechtigkeit, Sichtbarkeit und Teilhabe, die sich nicht so leicht in totalitäre Systeme implementieren lassen.
Wie stark Sora polemisiert, wird durch die Übergewichtung von John Cages deutlich, dessen Auflösungsintensionen von Bildung und Kultur zugunsten eines entpersonalisierten Kollektivismus Sora mehrfach wiederholt und dabei in einem polemischen Kulturpessimismus verharrt.
„Linke Intellektuelle im Dienst des Totalitarismus“ informiert historisch, bleibt bei der Frage „Wie die Kunstavantgarde den Weg für die Woke-Bewegung bereitete“ sehr an der Oberfläche.
Tom Sora: „Linke Intellektuelle im Dienst des Totalitarismus – Wie die Kunstavantgarde den Weg für die Woke-Bewegung bereitete – das Beispiel John Cage“, Solibro Verlag, Münster 2024, 416 S.
.