©Michaela Schabel
Yoko Ono wurde in Deutschland vor allem als Ehefrau von Beatlegründer und -gitarrist John Lennon wahrgenommen. Er widmete ihr den berühmten Song „Image“. Mit „Peace is Power“ machten beide Kulturgeschichte. Dieser Satz beinhaltet Yoko Onos…
wichtigste Botschaft. Als Fließband umrundet das Zitat den Lichthof des Berliner Gropius Baus kombiniert mit ihrer Installation mit neun „Wish Tree(s) for Berlin“, an dem Besucher ihre Friedenswünsche auf kleinen Zetteln sichtbar machen können.
Nach der Präsentation in der Londoner Tate Gallery und in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen gibt „Yoko Ono – Music of the Mind“ im Berliner Gropius Bau einen Überblick über sieben Jahrzehnte ihrer progressiven Kunst und ihres politischen Aktivismus, womit sie die Kultur nachhaltig beeinflusste. Basis und Schwerpunkt sind die Arbeiten der 1960er Jahre. „Für mich gibt es nur einen einzigen Klang, nämlich den Klang des Geistes. Meine Werke dienen allein dazu, in den Menschen die Musik des Geistes hervorzurufen.“
Yoko Ono wurde 1933 in Tokio geboren, wuchs in Japan und in den USA auf. Musik und Konzerte spielten in ihrer Erziehung eine große Rolle. Sie konnte Alltagsgeräusche in Musiknoten umwandeln. Als die US-Amerikaner 1945 Japan bombardierten war sie zwölf Jahre alt. 1952 studierte sie Philosophie, Lyrik und Komposition und entwickelte sich zur genreübergreifenden Kunstperformerin, deren Werke in dieser Ausstellung chronologisch sehr übersichtlich, gut erklärt und multimedial erlebbar präsentiert werden.
Schon als Studentin erregte Yoko Ono mit ihrem Kunstprojekt „Lightining pieces“ Aufsehen. In einem dunklen Raum performte sie auf der Bühne und inspirierte die Phantasie der Zuschauer, indem sie über vier Stunden hinweg nur durch entzündete Streichhölzer und Taschenlampen Einblick in das Geschehen gab, um die Magie des Augenblicks einzufangen.
In ihren „Instructions for Paintings“ spiegeln sich die Veränderungen ihrer Kunst, aber auch die der Konzeptkunst insgesamt. Die Leinwand wurde durch Sprache ersetzt, die das Werk physisch oder imaginär vervollständigte. Die Idee an sich wurde zum Kunstwerk. Im Eigenverlag veröffentlichte Yoko Ono 1964 „Grapefruit“, ein Buch mit 200 Anleitungen, die jeder Leser nachmachen kann und die teilweise selbst bei ihren Performances umsetzte.
Eine ihrer bekanntesten, sehr oft wiederholten Performances ist „Cut Piece“ (1964). Yoko Ono durchbricht das traditionelle Muster von Kunstangebot und Kunsterwerb, stellt nicht ihre besten Werke aus, sondern lässt bei dieser Performance zu, dass sich jeder Betrachter ein Stück von ihrer Kleidung abschneidet und es sich aneignet.
In „Bag Piece“ (1964) lud Yoko Ono Betrachter ein in Säcke zu steigen, um die Welt anders wahrzunehmen. „Dann wird man einfach Geist, einfach Seele. Und Man kann von Seele zu Seele sprechen. Diese Idee gefällt mir. Etwas anderes zu werden. Und das ist es, man eigentlich in dem Sack erlebt.“
Die Verhüllung des Körpers steigerte sie in ihrer „Strip Tease Show“. Sie zog sich nicht aus, sondern ließ sich von Fuß bis Kopf einbandagieren und konterkarierte so die Schaulust der Zuschauer.
Über „Show-Pieces“ können auch die Besucher der Ausstellung interaktiv mitgestalten. Indem sie die Schatten ihrer Kopfes und ihrer Schultern nachzeichnen, gelingt ein abstraktes Kunstwerk menschlicher Vereinigung.
Interaktiv entstanden seit 1960 kollektiv gemalte Bilder unter dem Motto „Füg Farbe hinzu“. 2016 weitete Yoko Ono die Idee anlässlich der Flüchtlinge aus Syrien zur Rauminstallation „Add colour (Refugee Boat)“. Besucher bemalten ein weißes Boot und die Wände auf Yoko Onos Anweisung „einfach blau wie das Meer“.
Auch ihre akustischen Werke sorgten für Furore. Als sie mit ihrem Ehemann, dem Komponisten Ichiyanagi die Japantournee der avantgardistischen Komponisten John Cage und David Tudor begleitete und Cage sein Werk „0’00“ mit Schreibgeräuschen von Yoko Ono kombinierte, löste das einen „John Cage Schock“ aus. Selbst Husten wurde zum rhythmisierten künstlerischem Ausdruck. Es kommt eben nur auf die geistige Interpretation an.
Das gilt auch für die Welt alltäglicher Dinge. „Forget it!“, die herkömmliche Bedeutung. Eine Nähnadel, grüner Apfel auf der Glasstele avanciert zur Kunst.
Bereits Anfang der 1960er Jahre begann Yoko Ono Filmmusik zu komponieren und ihre Stimme als Instrument in ihren Performances zu verwenden. In ihrer Musik behandelt sie gesellschaftliche, politische Themen und persönliche Erlebnisse. In „Sisters“ ermutigt sie Frauen, „eine neue Welt zu erschaffen“. In Filmen wie „Freedom“ und „Fly“ fordert sie Frauen auf, sich von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien.
Anlässlich des nahenden Muttertags könnte Yoko Onos partizipatives Projekt „My Mommy ist Beautiful“ inspirieren, die Dank-Zettl-Idee im eigenen Leben zu realisieren. Die Ausstellung ist auf jeden Fall sehr zu empfehlen.
„Yoko Ono – Music Of The Mind“ ist im Berliner Gropius Bau noch bis 31.08.2025 zu sehen