"Kultur macht glücklich"


Berlin – Uraufführung – Edward Clugs zauberhafte „Sommernachtstraum“-Choreografie getanzt vom Berliner Staatsballett in der Deutschen Oper

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Berlin – Uraufführung – Edward Clugs zauberhafte „Sommernachtstraum“-Choreografie getanzt vom Berliner Staatsballett in der Deutschen Oper

©Staatsballett Berlin, Yan Revazov

„Ich möchte, dass sich alle in das Stück verlieben.“ Es ist ein hoher Anspruch, den der rumänische Choreograf Edward Clug an sich stellt. Seit 17 Jahren arbeitet er mit dem slowenischen Komponisten Milko Lazar zusammen. Tanz und Klang fusionieren…

zu einem zauberhaften flirrenden „Sommernachtstraum“, den man so schnell nicht vergisst. Reduktion sorgt für Expression. Ein riesiger Felsen auf der Kreisbühne genügt für immer neue räumliche Assoziationen vom Strand durch einen Türausschnitt in luftiger Höhe bis in einen durchsonnten Wald. In Kostümen, zum einen hauchzart transparent, zum anderen von realistisch insektenhafter Drolligkeit verwandelt sich Shakespeares Welt der Feen in ein flirrendes Naturreich einer romantischen Mitsommernacht, das durch Lazars vibrierende Komposition zwischen extakter Taktung, metronomischem Uhrwerk, Grillengezirpe und Vogelgezwitscher atmosphärisch aufgeheizt wird. 

Im Mittelpunkt von Shakespeares komplexem Werk verwickelter Liebesbeziehungen steht der Tanz als Metapher der Harmonie, nicht mit dem Ziel klassischer Hochleistung, sondern als modernes Tanztheater, das erotische Phantasieträume in einer Mitsommernacht zum Leben erweckt. 

Die ruhige Strandszene mit Oberon und Titania auf dem Felsen wandelt sich schnell in ein flirrendes Miteinander, als wäre das ganze Spiel eine Halluzination. Bis zu 30 TänzerInnen trippeln, rennen, springen in immer neuen choreografischen Linien über die Bühne, überraschen durch akrobatische Bewegungen, raffinierte Umschlingungen, Hebungen und Drehungen. Ihre teilweise roboterartigen Bewegungen intensiven sich zu einem insektenartigen Flirren, durch verschränkte Armhaltungen und lange Ketten in ein sich gegenseitig stützendes Miteinander. Angeseilt schweben Feen über der Bühne. Oberons und Titanias Elfen sorgen für anmutig witzige Zwischenspiele, die Handwerker im Stil der Commedia dell’Arte für parodistische Kontraste. Die drei Liebespaare treiben mit ihren Liebesirrungen infolge der Zaubertropfen die Handlung voran, ohne zu sehr im Vordergrund zu stehen und tanzen im Unterschied zu Shakespeares veraltetem männlichen Dominanzverhalten auf gleicher Augenhöhe.

Liegend im Kreisrund werden die hochgestreckten, rot gefärbten Beine des Ensembles zum Ausdruck ständig züngelnder Sinnlichkeit, eine der schönsten Szenen. Leroy Mokgatle brilliert tänzerisch als Puck, jedesmal ein Ereignis, wenn er auf der Bühne erscheint. Clugs „Sommernachtstraum“ überrascht, amüsiert und verzaubert. 

Künstlerisches Team:  Edward Clug. (Konzept, Choreographie,  Dramaturgie), Milko Lazar (Musik), Marko Japelj (Bühne), Leo Kulaš (Kostüme), Tomaž  Premzl (Licht), Rok Predin (Video), Katja Wiegand (Dramaturgie)  

In den Hauptrollen (Cohen Aitschison-Dugas (Oberon), Veronika Frodyma (Titania), Danielle Muir (Helena) Matthew Knight (Demetrius), Riho Sakamoto (Hermia) Kalle Wigle (Lysander)