©Knaur Verlag, 2024
Ab wann beginnt das Älterwerden? Was macht alt? Wie altert man gut? Mit diesen Fragen setzt sich Andrea Sokol, 55 Jahre alt, in ihrem Buch „Well Aging. Jung sein kannst du immer“ auseinander. Es geht ihr nicht um die Anzahl der Falten, sondern um das ganze Erscheinungsbild, das Charisma und die Energie eines Menschen, was wiederum ein Spiegelbild innerer und sozialer Prozesse ist. Die Alterung ist nicht nur von den Genen abhängig, sondern auch vom Lebensstil, den Umweltbedingungen, der Ernährung, der daraus resultierenden Gesundheit und von sozialen Kontakten. Neugierig, positiv, ambitioniert und diszipliniert sind für Andrea Sokol die Attribute der Well-Ager. Sie liefert dazu die theoretische Basis und viele Beispiele für die praktische Umsetzung…
Sokol will, dass man das Älterwerden in seinen biologischen, physischen und psychischen Prozessen verstehen lernt, warum manche Menschen gesund und glücklich altern, warum Männer anders als Frauen altern, was Jungsein im Alter überhaupt bedeutet.
Die Nachhaltigkeit ergibt sich, weil Sokol nicht mehr oder weniger bekannte Tipps anbietet, sondern weil sie systematisch und systemisch die einzelnen Bereiche in ihrer physiologischen Wirkung erklärt. Sie beginnt auf der Zellebene mit der Autophagie, dem Recycling der Zellen, dem Hotspot der Alterung, wobei bereits die Ernährung und das Intervallfasten ins Spiel kommen. „Du bist, was du isst.“
So neu ist das alles nicht, bekennt sie. Schon Hippokrates (460 – 370 v. Chr.) mahnte: „Lasst Nahrung eure Heilmittel sein und Heilmittel eure Nahrung.“ Fasten auf der Basis einer zucker- und eiweißarmen Ernährung wird in der heutigen Forschung wieder als Jungbrunnen und lebensverlängernd beurteilt. Sokol erklärt, warum Kältereize, Kneippen oder Eisbaden den Stoffwechsel ankurbeln, warum oxidativer Stress infolge unserer Lebensgewohnheiten durch zu viele freie Radikale den Stoffwechselprozess stört. Obst und Gemüse sind wichtige Lieferanten für Antioxidantien zum Ausgleich.
Nahtlos wechselt Sokol zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen, „Oma“-Ratschlägen und sinnvollen Lifestyle-Trends. Sie differenziert dabei auch sprachlich zwischen erforschten Tatsachen, persönlichen Erfahrungen und möglichen positiven Auswirkungen im Konjunktiv.
Sie erklärt, warum schwarzer Holundersaft das Immunsystem stärkt, Schwarzkümmelöl gegen Zecken hilft und Waldbaden Balsam für die Seele ist. Das richtige Essen auf basischer Ebene möglichst ohne Weißmehl und industrielle Fertigprodukte ist das beste Anti-Aging-Food. Zucker macht alt. Salzen sollte man mit Bedacht. Bei Fetten sind gute und schlechte zu unterscheiden, Säuren und Basen im Verhältnis 2:8 in Balance zu halten. Sokol entdeckt Well-Aging-Potential im grünen Tee. Sie gibt bezüglich Darm und Mikrobiom wertvolle Ernährungshinweise und erklärt exemplarisch, wie eine Zellreinigungskur funktioniert. Dabei geht Sokol immer mit eigenen Beispielen und Erfahrungen voraus, ob in Sachen Ernährung oder Fitness.
Durch zündende Kapitelüberschriften wird man auf jedes Kapitel neugierig. Über atmosphärische Fotografien überträgt sich Sokols optimistische Haltung auf die LeserInnen. „Well-Aging. Jung sein kannst du immer“ ist ein guter Ratgeber, der zeigt, dass man auch im Alter durch gesunde Ernährung, guten Schlaf, sinnvolle Gymnastik und nicht zuletzt durch soziale Kontakte „Ganzheitlich schön & fit“ bleiben kann. Dazu gehört eine Portion Mut. Man muss sich immer auf Neues einlassen in dem Bewusstsein, dass man nie zu alt ist für das, wofür man sich interessiert. Man bedenke „Die Jugend ist ein Geschenk, das Alter ein Kunstwerk“.
Andrea Sokol blickt auf ein breitgefächertes berufliches Leben. Sie ist gelernte Schauspielerin, studierte Politikwissenschaft an der Hochschule Politik in München, führte 12 Jahre ihr eigenes Restaurant, ließ sich als Ernährungsberaterin und in Pflanzenheilkunde ausbilden, arbeitete als Fernsehmoderatorin, Regisseurin, Businesscoachin, Bloggerin und betreibt den YouTube-Kanal „Oh lala & So lala“.
Andrea Sokol „Well-Aging. Jung sein kannst du immer“, Knaur Verlag, München, 2023, 223 S.