Berlin – Meditationsperformance „Dream“ von Alessandro Sciarroni in der St. Elisabeth Kirche

Tanzkritik "Dream" von Alessandro Sciarroni beim Berliner Tanzfestival "Tanz im August" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

In einer leeren Kirche, nur ein Klavier in der Mitte, rundherum sieben PerformerInnen und die BesucherInnen präsentierte der international bekannte Künstler Alessandro Sciarroni sein Projekt „Dream“. 2019 wurde er in Venedig für sein Lebenswerk im Tanz mit dem „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet. „Dream“ konzipierte er als 5-stündige Reflexion über „eine Menschheit, die sich bewusst für ihr Aussterben entscheidet“…

©Alessandro Sciarroni

Man musste viel Zeit mitbringen, um „Dream“ diesen Abgesang auf die Menschheit tatsächlich mitzuerleben. Im Ambiente der Berliner St. Elisabeth Kirche, ein Backsteinbau aus dem 19. Jahrhundert mit Grünfläche davor, heute eine atmosphärische Event-Location, konnte man in individuellen Zeitdosierungen ein- und ausgehen, drinnen die meditativen, musikalisch unterstützen Impulse aufnehmen und auch draußen nachwirken lassen. 

Sieben PerformerInnen in schwarzen T-Shirts und schwarzen knielangen Hosen begaben sich in somnambul retardierter Dynamik auf eine Reise nach den Klängen klassischer und experimenteller Musik, von Bach und Beethoven bis John Cage und Aurora Bauza Soler & Pierre Jou Santacreu von Pianist Davide Finotti eindrucksvoll interpretiert. Die TänzerInnen bewegten sich in Slow motion abgehoben von der Realität, ganz verinnerlicht, mitunter das Mauerwerk oder  sich gegenseitig befühlend, mit BesucherInnen interagierend, die sich allerdings größtenteils als BeobachterInnen den Wänden entlang positionierten. 

Über fünf Stunden hinweg verschwanden die Grenzen zwischen Tanz, Konzert und Ausstellung, lotete „Dream“ die Belastungsgrenzen bezüglich Ausdauerfähigkeiten der PerformerInnen und auch der BesucherInnen aus.

Das ist alles logisch und konsequent konzipiert und nachvollziehbar, musikalisch und räumlich durchaus ein Genuss, tänzerisch durch die Bewegungsreduktion und deren alltägliche Optik Schmalkost, als skulpturelle Ausstellung zu banal, um tatsächlich wie angekündigt „neue Landschaften“ zu vermitteln. 

Performance: Marta Ciappina, Elena Giannotti, Valerio Sirna, Edoardo Mozzanega, Pere Jou, Michele Ermini, Circe Poyet, Maxime Roi-Sans-Sac