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Kader Attia „J’accuse“ in der Berlinischen Gemäldegalerie

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Kader Attia „J’accuse“ in der Berlinischen Gemäldegalerie

„Ich klage an“, nennt Kader Attia (*1970) seine Ausstellung in der Berlinischen Gemäldegalerie. Mit 17 Holzbüsten und 8 Skulpturen konfrontiert er die Besucher. Von Leid geprägt, verzweifelt, grimmig wirken sie und bedrohlich durch ihre Größe. Sie blicken nicht auf die Besucher hinab, sondern gerade aus, als marschierten sie wie im Film mit, der frontal zu sehen ist…

©Michaela Schabel

Der 11-minütige Ausschnitt aus dem gleichnamigen Antikriegsfilm des französischen Regisseurs Abel Gance (1889-1981) bringt ohne Worte, aber durch einen brachialen Sound diese gigantische Installation auf den Punkt. Die Büsten mit schwersten Gesichtsverletztungen stehen für die Soldaten des Ersten Weltkriegs, die aus den afrikanischen Kolonien geholt wurden, um in erster Reihe zu kämpfen. Das geht unter die Haut. 

Neben „J’accuse“ aus dem Jahr 2016 ist noch eine zweite Video-Arbeit zu sehen. In „The Object‘s Interlacing“ (2020) spricht Attia mit Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen über die Debatte zur Restitution während der Kolonialzeit gewaltsam geraubter Kulturgüter. Dabei entfalten sie ein Verständnis von Restitution im Sinne einer Wiedergutmachung, Attia spricht von „Reparatur“, die weit über die bloße Rückgabe geplünderter Objekte an ihren Ursprungsort hinausgeht.

Dazu passen Hannah Höchs Arbeiten aus ihrer Serie „Aus einem ethnografischen Museum“ (1924-1934), die zum Teil aus der Sammlung der Berlinischen Gemäldegalerie stammen. In ihnen verbindet Höch Zeitschriftenabbildungen außereuropäischer Kunstwerke mit Bildern von Körper- oder Gesichtspartien vornehmlich weißer Frauen der 1920er Jahre. Ihre Ästhetik des Fragmentarischen und der Reparatur inspirierte Attia, ihre Werke in seine Einzelausstellung zu integrieren.

Kader Attia wuchs in Frankreich und in Algerien auf. Internationale Bekanntheit erlangte er u.a. durch seine Beiträge für die Venedig Biennale 2003/2017 und die dOCUMENTA (13) im Jahr 2012. Als Kurator verantwortete er die 12. Berlin Biennale 2022.

Die Ausstellung „J’accuse“ ist noch bis 19. August zu sehen.