Kurator Radek Baborák, Dozent an der Barenboim-Said-Akademie, präsentiert mit 16 Kompositionen quer durch 400 Jahre Musikgeschichte ein vierstündiges Musikprogramm mit drei Schwerpunkten und zwei Pausen mit einer Horn-Ausstellung dazwischen. „Die Nacht der Hörner“ beginnt mit dem Naheliegenden, das Horn als Instrument für Wald und Jagd mit Kompositionen von Mozart und Anton Reicha. In Rossinis „Le Rendez-vous de Chasse“ wird die Treibjagd zwischen galoppierender Rhythmik, stiller Hab-Acht-Stellung, signalisierender Umzingelung zum Hörerlebnis, während Louis-François Dauprats „Hornsextett op. 10 Nr.“ auf die Komplexität der Klangschattierungen des Instruments fokussiert und eine Jagdmesse, zusammengestellt aus Werkpassagen vier verschiedener Komponisten mit Aleš Bárta an der Orgel zwischen energetischem Kyrie und inniger Wandlung feierliche Siegerstimmung und majestätisches Selbstbewusstsein beim Ein- und Auszug vermittelt.
Der zweite Teil zeigt anhand von Hornkompositionen aus dem 20. Jahrhundert wie sich der Klang des Horns verändert hat und trotzdem die Seele des Horns geblieben ist. Mit Olivier Messiaen Tonexperimenten „Appel interstellaire“ beschwört das Horn intergalaktische Klangwelten. Paul Hindemiths „Sonate für vier Hörner“ kombiniert Töne „warm die Kuhfladen“ und „forsch wie ein Porschefahrer“, so Moderator Klaus Wallendorf, der mit kabarettistischen Kommentaren, Paarreim-Gedichten und Dialekt- und Doppelzungeparodien als Kontrast zu den anspruchsvollen Stücken für eine heiter, zunehmende ausgelassene Atmosphäre sorgte.
Nicht minder unterhaltsam gestaltete sich die Uraufführung von František Šterbáks 10-teiliges Hörnersexett. Zwar wurde nicht die angeführten Begriffe wie Liebe, Hass, Glauben und Offenbarung hörbar, aber ein herzhafter Dialog zwischen resolut tonangebendem Horn und dem Tuscheln, Konspirieren, Diskutieren, Echotierens der anderen. Miloš Boks „De Profundis“ brachte mit vier Wagnerhörner kosmis-epische Klangerleben ins Spiel, dass Körper und Geist in neue Schwingungen versetzte. Mit Kerry Turner „Farewell to Red Castle“ Variationen des schottischen Volksliedes für acht Hörner mit Doppelzungentechnik endete dieser Konzertabschnitt überaus kurzweilig und erfrischend.
Der dritte Teil bildete mit klassischen Kompositionen in Bearbeitungen für Horn das Grand Finale. Nach Camille Saint-Saëns „Andante“ für Horn und Orgel überraschten Hörneroktette mit Giovanni Gabrielis „Canzon per sonar septimi toni“ durch Echoeffekte, hinreißende polyphone Rhythmik bei Johann Sebastian Bachs „Präludium und Fuge a-moll BMV 895“ und orchestraler Opulenz bei der Interpretation von Ludwig van Beethovens Egmont-„Ouvertüre“. Daran noch Anton Bruckners „Symphonie Nr. 9 d-moll“ mit allen 15 Hornisten und Orgel unter dem pathetischen Dirigat von Aleš Bárta anzuschließen war allerdings des Guten zu viel