©Berliner Ensemble, Foto: Marcel Urlaub
Der Kapitalismus ist weder gut noch böse. Er kümmert sich nicht um den Menschen, allein um Besitzvergrößerung, gelenkt von der Habgier der Menschen. Es entwickelte sich ein System, in dem nur wenige Globalplayer das Leben der Menschheit bestimmen. Der kleine Mann ist machtlos, das Kollektiv, sprich das Volk vollkommen manipuliert, so die Ausgangsthese, der eine Flut von allseits bekannten Argumenten folgt, kombiniert von einem flirrenden Kaleidoskop mittels KI-regenerierter Videosequenzen bis zu sechsfachen Spiegelungen, untermalt von dröhnenden Techno-Beats, womit jeder im Publikum seine malträtierte Rolle im Spiel der kapitalistischen Globalplayer live erlebt. Inflation, Seuchen, Kriege, Diktatoren, Naturkatastrophen, Müllberge prägen den Alltag hinter den glitzernden Fassaden urbaner Skylines. Die Krise ist inzwischen ganz bewusst der Normalzustand. Der Mensch degradiert ferngesteuert durch einen raffinierten Mix aus Aufklärung und Propaganda zum manipulierten und überwachten Einzelwesen und die Digitalisierung reduziert ihn auf eine Datenmenge.
Wie kann man das ändern? Wenn die ganze Digitalisierung in wenigen Händen zusammenläuft, muss man hier den Hebel ansetzen. „Die Welt kann ohne Netz keine Woche überleben.“ Eine Gruppe von Nerds, europaweit vernetzt, hackt Lieferketten, Geldströme, Nachrichten und sorgt durch RCE, #RemoteCodeExecution“, für einen absoluten Knock-out als Basis für den Neubeginn.
Diesen Denkansatz verfolgt das künstlerische Team von Kay Vogues (Regie), Tommy Finke (Musik) und Andrea Schumacher (Video) erweitert durch elf Digital Artists, die im Dialog mit KI-Programmen die Videos kreierten. Die SchauspielerInnen verwandeln sich dabei in Mensch-Maschinen jeglicher Individualität beraubt.
©Berliner Ensemble, Foto: Marcel Urlaub
In gezirkelten Bewegungen performen sie wie in einer Techno-Party. Das ist technisch und schauspielerisch exzellent umgesetzt, inhaltlich originell, aber nicht viel mehr als eine naive Utopie und in der typisierten theatralen Wirkung einfach nur nervig. Man wird genau mit den Bilderfluten und Nonstop-Parolen bombardiert, denen man im Theater entfliehen möchte, andererseits ist die Inszenierung ein zutreffender Zerrspiegel unserer Zeit, Bespaßung und Berieselung ohne Zeit zum Nachdenken, Aktionismus, in dessen Lösungsstrukturen sich die alten Machtmuster wiederholen.
Mit: Maximilian Diehle, Max Gindorff, Pauline Knof, Amelie Willberg, Paul Zichner