Mit Humor erzählt Mario Adorf von den wichtigen Stationen seines Lebens, der Kindheit in der Eifel, der Schauspielausbildung in München, seiner Zeit in Rom und St. Tropez. Zwischen einem Spaziergang in den Rapsfeldern in der Eifel und Plaudereien mit Freunden in Rom wird das multikulturelle Spannungsfeld Mario Adorfs sehr sympathisch spürbar.
Als uneheliches Kind wuchs er sehr arm. Ein Coach musste als Bett genügen. Die Nähmaschine, mir der seine Mutter als Schneiderin das Leben für beide finanzierte, hat Mario Adorf immer noch. Er machte das Abitur, jobbte als Hilfsarbeiter am Bau, dann in einer Zeche unter Tage und schaffte die Aufnahmeprüfung in der Münchner Otto-Falkenberg-Schauspielschule mit Ach und Krach. Seine Kraft und Naivität imponierten. Stundenlang schaute Mario Adorf heimlich bei den Proben in den Kammerspielen nebenan zu und übernahm bald kleine Rollen.
Mit Robert Siodmaks Film „Nachts, wenn der Teufel kam“ begann 1957 Mario Adorfs Karriere. Filmdokumente zeigen Mario Adorf in prägenden Situationen seiner wichtigsten Filme, darunter „Die verlorene Ehre der Katja Blum“, „Die Bleierne Zeit“, „Kir Royal“.
Humorvoll, selbstironisch, erzählt Mario Adorf von seinem Leben. Zusammen mit Senta Berger und Margaretha von Trotta erinnert er sich an vergangener Zeiten. Weil es keine Stuntmen mit seiner Figur gab, machte er die meisten Stunts kurzentschlossen selbst, wobei bei etlichen Szenen der Adrenalinpegel schon rapide nach oben schnellte. Der Bösewicht zu sein war für ihn kein Problem. Er identifizierte sich nicht mit den Rollen, wollte in Brechtscher Manier zur darstellen. Bescheiden erklärt er, dass er nie zum Jetset der Cote Azur oder zur Münchner Schickeria zugehörig gefühlt hat. Im Gegenteil, er genoss nur der Typ von Monique zu sein, eine Freundin Brigit Bardots, in die sich Mario Adorf verliebte und die die Frau seines Lebens wurde.
Mario Adorf erzählt sehr offen, beispielsweise wie sehr er enttäuscht war, als bei der Filmpremiere „Nachts, wenn der Teufel kam“ die wichtigste Szene fehlte, in der der Teufel als Metapher für die SS deutlich geworden wäre. Nach dem Zweiten Weltkrieg glaubte er nicht mehr auf einen Wiederaufbau. Deutschland war für ihn kaputt. Das Gegenteil trat ein und Mario Adorfs Biografie ist ein Teil dieser Erfolgsgeschichte vom kleinen Mann zum Grandseigneur.
Manchmal lehnte Mario Adorf Angebote auch ab. Weder wollte er durch die Italo-Western auf den „Mexikaner“-Typ fixiert werden, noch in Serien mitmachen, in denen mafiose Strukturen offenkundig wurden.
©Coin Film
Das ruhige autobiografische Filmporträt endet ohne Sentimentalität über die Fragen von Glauben im Friedhof und schwenkt noch auf den Strand, wo Mario Adorf sein Resümee zieht. „Ich wollte immer nur Neues machen.“ Und das tut er immer noch. Wem er seine „letzte“ Tournee als „Zugabe“ titelt und damit augenzwinkernd „Noch eine Zugabe“ möglich wird,
Michaela Schabel