"Kultur macht glücklich"


Richard Malka – „Das Recht, Gott lächerlich zu machen“ oder warum Karikaturen so wichtig sind

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Richard Malka – „Das Recht, Gott lächerlich zu machen“ oder warum Karikaturen so wichtig sind

©Alibri Verlag

Immer wieder wurde der Vorwurf der Blasphemie und der Islamophobie erhoben, den Richard Malka weit über sein gekürztes Plädoyer im Strafprozess hinaus geschichtlich, theologisch und kulturell in seinem Booklet „Das Recht, Gott lächerlich zu machen“ entkräftet. Wie Sprache ist die Karikatur, die vom Wesen her immer kritisch und witzig aktuelle Probleme verdeutlicht, eine Sache der Meinungsfreiheit. Die Karikaturen von Charlie Hebdo zielen nicht auf den einzelnen Moslem, sondern auf die Religion an sich, deren Auslegung wiederum von den Menschen abhängt. Selbst eine Religion der Liebe wie das Christentum verwandelte sich durch die katholische Kirche in eine Leidensgeschichte, insbesondere durch die Inquisition im Mittelalter, die Bartholomäusnacht in Frankreich und die Missionierung im Rahmen der neuzeitlichen Kolonialisierung. Darüber zu diskutieren, zu schreiben oder Karikaturen zu zeichnen, ist in einer freiheitlichen Gesellschaft legitim. Die Auseinandersetzung dient dazu, die unterschiedlichen Facetten eines Problems zu erfassen. Karikaturen zu verbieten wäre dagegen eine Schritt in Richtung Zensur. 

Darauf zielte das strategische Vorgehen der Attentäter von Charlie Hebdo. Indem sie mit religiöser Beleidigung argumentierten und sich zum Sprachrohr nicht nur der Islamgläubigen machten, stilisierten sich die Täter als Opfer. Sie töteten, um ihre Religion zu verteidigen, womit sie von ihren destruktiven, aggressiven Zielsetzungen ablenkten, gleichzeitig Religion als politisches Machtmittel instrumentalisierten, ganz bewusst Angst schürten, um einen Keil in die Gesellschaft zu treiben. In Frankreich ging das soweit, dass sogar ein Antrag für die Wiedereinführung der Blasphemie als Straftat gestellt wurde. Das würde eine extreme Begrenzung der Pressefreiheit bedeuten, den ersten Schritt Richtung autoritäres System, in dem politische Karikaturen eben nicht zugelassen werden. Diesen Manipulationsprozess aus Tätern Opfer zu machen schildert Richard Malka sehr überzeugend durch die Dokumentation der Vorfälle rund um das Magazin Charlie Hebdo, wobei der Titel „Das Recht, Gott lächerlich zu machen“ in seiner politischen Tragweite sehr gut nachvollziehbar wird. 

Richard Malka: „Das Recht, Gott lächerlich zu machen“, Alibri Verlag, Aschaffenburg 2023, S. 88

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