Die Schauspielstudenten der Abschlussklasse der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ verwandeln unter ihrem Dozenten Regisseur Peter Kleinert Brechts Parabel von der Unmöglichkeit gut zu sein in eine zündende Theatershow und peppen Brechts episches Theater mit allen Facetten von Verfremdungseffekten, Hard-Rock-Songs, Showmoderation und Immersionsformen auf. Es wird nicht nur im Brechtschen Sinn Distanz zum Bühnengeschehen aufgebaut, sondern gleichzeitig das Publikum miteinbezogen. Reagiert es ungewohnt, agiert das Ensemble schlagfertig mit eigenen Bonmots. Statt Brechts oberlehrerhafter Belehrung trifft diese Inszenierung durch zusätzliche Brechungen humorvoll pointiert in Schwarze.
Originelle leitmotivische Kostümdetails (Susanne Uhl) und Bierkistenstapel als Wände und Kühlvitrinen genügen, um das Spiel zwischen Laden und Prostitution, Erde und Himmel schwungvoll in Szene zu setzen (Bühne: Céline Demars).
©Gianmarco Bresadola
Der Tabakladen wandelt sich in ein Bierdepot mit Kühlvitrine. Wanda, der Wasserverkäufer handelt nebenher mit Opium und Brechts offener Schluss mit seinem moralischen Imperativ „Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluß! / Es muß ein guter da sein, muß, muß, muß!“ bleibt weg. Die Inszenierung endet mit Shen Tes schlichter Einsicht „Für die großen Pläne der Götter war ich zu klein.“
Die Spielhandlung dazwischen rockt ab mit E-Gitarren, Schlagzeug, zwischendrin Posaunenvehemenz und Klaviersentimentalität (Musik: Hans-Jürgen Osmers) . Das „Lied vom 8. Elefanten“ wird zur hinreißenden Stomp-Perkussion mit Bierkisten. Tiffany Köberich Mayla Häusler und Lea Ostrovskiy spielen spritzig die Götter, gleichzeitig sehr wandlungsfähig die übrigen Frauenrollen. Laura Balzer baut in der Doppelrolle von Shen Te und Shui Ta eine überzeugende Authentizität auf, die bestens mit den Licht- und Schattenseiten des Fliegers Sun (Jan Meeno Jürgens) passt. Mit dabei sind Frederick Rauscher, Leander Senghas und Lukas Walcher.