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Berlin – „Spanische Dialoge“ – Neue konzeptionelle Ausstellungsreihe im Bode Museum – Picasso als erster Gast

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Berlin – „Spanische Dialoge“ – Neue konzeptionelle Ausstellungsreihe im Bode Museum – Picasso als erster Gast

„Mater Dolorosa, Pedro Roldán, um 1650/75, „Bildnis des Nusch Éluard, 1906-1946)©Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst/ Sammlung Berggruen Museum, Foto: Michaela Schabel

„Heute ist ein großer Tag“, konstatiert Maria López-Fanjul, Kuratorin der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst im Bode Museum anlässlich der Ausstellungseröffnung. Im Gegensatz zu vielen deutschen Museen, in denen die spanischen Abteilungen aufgelöst und mit der italienischen fusioniert werden, gibt das Bode Museum der spanischen Kultur eigene Räumlichkeiten, um den Diskurs anzustoßen. „Spanische Dialoge“ ist nicht nur der Ausstellungstitel, sondern Konzept für die Zukunft mit dem Ziel über die Begegnung und das Verständnis von Kunstwerken Brücken zum Publikum zu bauen und die Relevanz von einstigen Kunstwerken für das heutige Leben aufzuzeigen. In diesem Rahmen werden künftig Dialoge mit Werken von anderen KünstlerInnen und Institutionen geführt.

Wie gut das funktionieren kann, zeigt bereits der erste Gast. Picasso sammelte schon in frühen Jahre Kunstwerke und Reproduktionen von anderen KünstlerInnen, von denen er sich immer wieder inspirieren ließ. Kunst war für ihn weder Vergangenheit noch Zukunft, weder veraltet noch fortschrittlich. Allein nach der Bedeutung für die Gegenwart sollte sie seiner Ansicht nach bewertet werden. 

Über die acht Werke von Picasso aus der Sammlung des Museums Berggruen wird deutlich, dass zwar menschliche Empfindungen wie Liebe und Schmerz, Macht und Eitelkeit gleich geblieben sind, aber durch die veränderten künstlerischen Methoden expressiver, wesentlich abstrakter und ironischer zum Ausdruck kommen. Vergleicht man Picassos Werke mit denen der Alten Meister, kommt einem Picasso eben gar nicht mehr spanisch vor, sondern man entdeckt selbst dessen scharfsinnige Kritik. Manches erschließt sich für den Betrachter intuitiv, wenn nicht helfen die Informationstexte. Letztendlich gilt, wie es Picasso so schön formulierte. „Das Bild lebt nur durch den, der es betrachtet“, was wiederum sehr mit dessen Horizont zu tun hat. 

Ein gutes Beispiel ist die heilige Maria Mutter Gottes. Während die Figur von Gil de Siloé ihre Stärke vermitteln will, die durch Ölmalerei und Alabaster letztendlich als Stärke durch Milde wirkt, greift Picasso auf seine kubistische Formensprache zurück und malt sie auf einem Stuhl sitzend auf eine Zigarettenschachtel, wodurch er die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur verschwimmen lässt und gleichzeitig den Bedeutungsverlust dieser Innigkeit von Mutter und Kind zum Ausdruck bringt. 

Ausstellung "Spanische Dialoge" im Bode Museum präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de.

„Maria und Jesuskind“ Gil de Siloé, um 1490, „Sitzende Frau Picasso“© Pablo Picasso, 1940©Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung Museum für Byzantinische Kunst/ Museum Berggruen, Foto: Michaela Schabel

Picassos „Musikant“ (1961) in Bronze neben António Ferreiras „Musizierende Engel“ (um 1730), das kommt einem zunächst tatsächlich spanisch vor. Doch die Musik, wichtiger Teil der spanischen Fiestas, weitet den Blick, wie sich das fröhliche Gruppenerlebnis individualisiert und verdüstert hat. 

Porträts waren immer wieder ein wichtiges Genre in den einzelnen Kunstepochen. Höfische Elemente finden sich auch in Picassos Porträts, durch seine republikanische Perspektive ironisiert. Im Gegensatz zu den erhabenen Haltungen in prachtvollen Kleidern porträtierte Picasso seine Frauen mit überschlagenen Beinen in knielanger Kleidung auf einem Stuhl. Den weiten Blick bedeutsamer Männer als Ausdruck ihrer Charakterstärke hinterfragt er durch unterschiedliche Augen und ungewohnte Augenachsen eines Matrosen. Und was hat die „Mater Dolorosa“ aus dem 17. Jahrhundert mit Picassos „Bildnis des Nusch Éluard“ zu tun? Gerade das Vergleichen, Entdecken und Verstehenwollen macht den Reiz dieser Ausstellung aus. 

Die Ausstellung „Spanische Dialoge“ im Bode-Museum ist noch bis 21. Januar 2024 zu sehen