© Neue Visionen Filmverleih
Diesem Familienverweigerer kann man nicht so recht böse sein. Kein Wunder, dass sich seine Tochter Maria, die ihn nie zu Gesicht bekommen hat, in ihn verliebt, als er plötzlich in ihrem Leben auftaucht.
Der Vorspann beginnt mit einem Cross-Cutting auf der Ebene der Eltern. Carmen, die Mutter, scheint ohne ihn nicht leben zu können. Tony, ein Prolet in Cowboyoptik, ist schon ausgezogen. Als Busfahrer kurvt er Schüler durch die Gegend und lässt sie unflätige Refrains singen. Nach einer Herzattacke empfiehlt ihm der Arzt Kontakte zu pflegen, ohne Beziehungen ist man nichts. „Sterben kann jeder, leben ist schwierig“. So klopft Tony, ein schüchterner Individualist mit Schnauzer, bei seiner in spießigen Mittelstand lebenden Ex-Geliebten an. Die gemeinsame Tochter Maria gibt Tanzunterricht. Zwischen wackelnden Sambapopos wird ihm ganz schwindlig. Unauffällig verschwindet er wieder. Aber seine Nachbarin bringt ihm die Rhythmik der kongolesischen Rumba bei, macht mit ihm einen Tanzkurs bei der Tochter, um sie kennenzulernen. Sie söhnt sich schließlich mit ihm aus und trainiert ihn als Tanzpartner für einen Tanzwettbewerb. „Glaub dran, dann schaffst du es.“ Doch es kommt ganz anders.
Völlig unspektakulär, aber mit witzigen Dialogen, charmanter Situationskomik und temperamentvoll verführerischen Tanzszenen verzaubert diese „Geschichte einer Liebe“, die nichts anderes sein will als eine Hommage auf innige menschliche Beziehungen. Hauptfigur ist nicht die Tochter, von Louna Espinosa als rassige Latina interpretiert, sondern der Vater, den Franck Dubosc mit überaus sympathischen Charisma zeichnet. Seine Lügen haben kurze Beine und werden in humorvollen Szenen zur Schmunzelnummer. Als Regisseur zeichnet er alle Personen mit Schalk. Die Nachbarin, eine Lehrerin, beginnt völlig endorphinisiert während des Unterrichts hinter dem Pult zu tanzen. Sein Freund erzählt plötzlich von geträumten Sexabenteuern, die der völlig verknöcherte Arzt, mit Michael Houllebecq höchst parodistisch besetzt, Tony als Herzstimulanz empfiehlt. Französischer Charme und Humor lassen die triviale Handlung vergnüglich funkeln.
Künstlerisches Team: Franck Dubosc (Regie, Drehbuch, Dialog-Autor), Michaël Viger (Erster Regieassistent), Denitsa Ikonomova (Choregrafin), Isabelle Mathieu (Chef-Kostümbildnerin), Ludovic Colbeau-Justin (Chef-Kamera), Samuel Danesi (Chef-Cutter)
Es spielen: Franck Dubosc (Vater Tony), Louna Espinosa (Tochter Maria), Karina Marimon (Mutter Carmen), Michael Houllebecq (Arzt) Jean-Pierre Darroussin (Freund Gilles), Marie-Philomène Nga (Nachbarin) Fanny).
„Die Rumba Therapie“ ist ab 22. Juni 2023 in den deutschen Kinos zu sehen.