©Michaela Schabel
Dabei spielt die legendäre Clubkultur Valencias, die der Stadt in den 1980er und frühen 1990er Jahren das Image einer Partystadt mit Techno-Musik, sexueller Freizügigkeit, und Drogen bescherte, keine Rolle mehr.
Ohne große Stadtsilhouette aber mit einer extrem gut gepflegten Altstadt, direkter Anbindung an drei Kilometer lange, sehr breite Sandstrände und dem „grünen Valencia“, einem neuen Kilometer langen Park mit der futuristischem „Cuidat de las Artes y las Ciéncias“ im ehemaligen Flussbett des Turia entwickelte sich in Valencia eine Infrastruktur von ungewöhnlicher Lebensqualität. Wer zwischendurch absolute Ruhe und Naturidylle sucht, findet sie zehn Kilometer entfernt in einem herrlichen Naturschutzgebiet von Albufera, völlig unkompliziert mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder per Bike oder Elektroroller über durchgängige Fahrradwege zu erreichen. Für 10 € kann man von 9 Uhr morgens bis 20:30 Uhr die Stadt, die Strände oder den Naturpark entdecken.
Das Zentrum der gelungen sanierten Altstadt bildet die riesige Plaza de la Reina mit der monumentalen Kathedrale. Lustvoll wandelt man auf großen Marmorplatten bis auf die wenigen Stufen in der Plaza de Virgin schwellenlos von einer Plaza zur anderen, spaziert ungestört vom Verkehr durch ein Gewirr von engen Gassen mit imposanten Fassaden und entdeckt ständig neue bauliche Dekors und Farbnuancen quer durch die Geschichte der Architektur, Bänke zum Verweilen und Wasserspender, um den Durst zu stillen. Blitzblank ist die Altstadt zumindest morgens, wenn der Müll der Nachtlichter beseitigt ist. Die Valencianer wollen eine saubere Stadt, weshalb Wegwerfen von Abfall geahndet wird, was aber nachts auf den beliebten großen Plazas wegen der zunehmenden Touristen nicht mehr gelingt. Sehr schlicht werden Baustellen über dezente Materialen und monochrome Farben verhüllt, dass man sie beim Vorübergehen kaum oder gar nicht bemerkt. Deutsche Politiker können sich davon inspirieren lassen.
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Die Hauptachse verläuft von den früheren Stadttoren, den Torres de Serranos über den Palau de la Generalitat neben der Plaza de la Virgin mit dem monumentalen Springbrunnen an der Kathedrale vorbei über die Plaza de la Reina nach Süden bis zum Bahnhof, vom Mercado Central, der größten Markthalle Europas im Westen, sehr modern, appetitlich sortiert, bis zur Plaza Porta de la Mar. Um das Flair der einzelnen Barrios, Stadtviertel, wie El Carmen oder La Longa, und wenigstens einige der 60 Museen und Monumente zu entdecken und zu erspüren, in der sich Valencias historische Bedeutung spiegelt, braucht man schon einige Zeit.
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Einen Blick sollte man auf jeden Fall in die Kathedrale und in die Real Basílica De Nuestra Señora De Los Desamparados werfen. Gebaut über ehemaligen Moscheen überrascht nicht nur ihre Bauweise und sehr unterschiedliche Innengestaltung, sondern auch die tiefe Gläubigkeit der Valencianer, die trotz der vielen Touristen, der Eintritt ist frei, innig zur Mutter Gottes beten oder bei einem der Seitenaltäre dem Gottesdienst beiwohnen. Vom Turm der Kathedrale hat man noch einen schönen Panoramablick auf die Dächer Valencias und nachts ist alles noch atmosphärischer.
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Diese Altstadt ist nicht museal konserviert. Hier wird gelebt und gearbeitet, kommuniziert und das Leben genossen. Das Stadtbild bestimmen nicht landesweite Ketten, sondern immer noch der Einzelhandel und kleine Gastronomiebetriebe in historischen Gebäuden mit teilweise sehr elegant und stimmig renovierten Erdgeschossen. Das Leben auf den Plazas und in den Gassen pulsiert von morgens bis abends.
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Eine Uhr braucht man in Valencia nicht. Im Viertelstundenrhythmus erinnern die Glocken diverser Kirchen von 8 Uhr morgens bis 23 Uhr abends an die Vergänglichkeit der Zeit.
Egal wen man fragt, Taxichauffeur, Schuster oder Zimmermädchen, Jugendliche, sie alle sind begeistert von ihrer schönen Altstadt und dem mediterranen Klima mit viel Sonnenschein, langen Sommerperioden von April bis November und milden feuchten Wintern, die rundherum intensive Landwirtschaft erlauben. Orangen aus Valencia schmecken ganz besonders gut und der Reis für das spanische Nationalgericht Paella kommt aus dem nahegelegenen Reisfeldern am Rande des Nationalparks Albufera. Die valencianische Küche ist bekannt, geprägt von Reis, Fleisch, Fisch und lokalem Gemüse, weshalb die Paella Valenciana mit Hühnchenfleisch, grünen Bohnen und Riesenbohnen zubereitet wird. Ein typisches valencianisches Getränk ist die Horchata aus Erdmandeln, noch besser ist der frisch gepresste Orangensaft. Auch das „Agua de Valencia“, ein Mix mit viel Alkohol und Zucker, ist ähnlich wie der Hugo ein Modedrink. Das gastronomische Angebot wurde allerdings durch den Tourismus schon auf ein sehr schlichtes Niveau von Pizza, Sushi und Sandwich internationalisiert. Man muss suchen, um wirklich gute Restaurants zu finden und die haben ihren Preis. Sprachlich geben sich die Valencianer national. Man spricht hier Spanisch, im Tourismusbereichen ein mehr oder weniger gutes Englisch, aber kein Deutsch.