"Kultur macht glücklich"


Berlin – „Champions Poetry Slam“ in der Philharmonie

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Berlin – „Champions Poetry Slam“ in der Philharmonie

©Kiezpoeten

Obwohl als „Champions Poetry Slam“ angekündigt, an dem  also nur Slamer teilnehmen durften, die schon Meisterschaften gewonnen hatten, war der Bogen weit gespannt, von den oberlehrerhaften, machomäßigen Texten zwischen Türkisch-Deutsch-Slang contra bildungsbürgerliches Hochdeutsch von Max Golenz (Berlin-Brandenburg) und Erich Leichters pathetischer Mitmach-Kiezpredigt (Thüringen) bis zu den subtileren Storys der beiden Frauen. 

Schon nach der ersten Runde ging Lisa-Pauline Wagner, Vizemeisterin im deutschsprachigen Raum, in Führung. Sie überzeugte mit ihrem argumentativen Text „Vier Dinge, für die Frauen sich immer rechtfertigen müssen“, in dem sie ein Leben als Matrix mit und ohne Karriere und Kind  mit der Quintessenz durchdeklinierte, was mischen wir uns in das Leben anderer ein. Ganz unerwartet machte ihr Elif Duygu, österreichische Meisterin, Konkurrenz. Sie blieb mit ihrem ersten Text „Willst du Kunst, dann gib Kohle“ eher blaß im Hintergrund, stach aber mit ihrem zweiten Text die männliche Konkurrenz aus und überzeugte im Finale mit leiser, aber sehr gut modulierter und rhythmisierter Stimme derart, dass der begeisterte Applaus keine Entscheidung ermöglichte und sie zusammen mit Lisa-Pauline Wagner den Titel „Champions Poetry Slam Philharmonie 2023“ holte.

Durchwachsen wirkte auch das Rahmenprogramm. Während Moderator Ortwin Bader-Iskraut mit viel Selbstironie und parodistischen Seitenhieben seine kleinen Auftritte würzte, waren die Einlagen von Feature-Artist David Weber, 2018 deutscher Slam-Vizemeister, jetzt Songwriter und -interpret, weniger prickelnd und zu lang. Bei einem „Champions Slam“ erwartet man schon mehr musikalische Power. Leider konnte nur die Hälfte des Publikums im kreisförmigen Kammermusiksaal der Philharmonien die Slamer von vorne erleben, was sich auch auf die Verständlichkeit der Texte auswirkte. Allein Elif Duygu war so situationsbewusst, sich umzudrehen und dieses gravierende Organisationsdefizit wenigstens für ein paar Momente auszugleichen.