Hannes Mussner@Galerie Schmalfuss
Holz ist das wichtigste Material für Bildhauer Hannes Mussner (* 1989 in Bozen), weil es als einst lebendige Materie durch Wachstum, Strukturen, Knoten und Wunden dem Menschen am ähnlichsten ist und genau die will Hannes Mussner zum Ausdruck bringen. Die Oberflächen spiegeln die inneren Prozesse, die Charaktereigenschaften von Mensch und Tier. Schwarz, mit aufgerauter Silhouette wird aus dem Haustier ein mythischer Höllenhund. Die menschlichen Figuren sind aufrecht, schlank, eher leptosom als athletisch. Sie betrachten den Besucher mit selbstbewusster Anmut oder lassen den Blick in die Ferne schweifen. Gleichzeitig irritieren Störfaktoren. Der Blouson des Mädchens, mit den Händen in den Taschen bläht sich kantig auf als Sinnbild für Selbstbestimmung. Die erotische „Sehnsucht“ des Mannes offeriert sich in schwarz-silbrigen Umschlingungen, die ihn fixieren und die Freiheit nehmen.
Der Sinnlichkeit eines Hannes Mussner setzt Dirk Salz (*1962 Bochum) konkreten Minimalismus entgegen. Er „möchte etwas erschaffen, was nicht benennbar und zu erfassen ist, weil es sich nicht vollständig offenbart“. Geprägt von den philosophischen Erkenntnistheorien Kants, Schopenhauers und Nietzsches untersucht er in seinen Arbeiten die Wirklichkeit und die Wahrnehmung von Wirklichkeit. Gegensätze spielen dabei eine grundlegende Rolle. Hell und dunkel, Tag und Nacht, Liebe und Hass sind Dinge, die nicht ohne einander können. Dirk Salz greift diese Dualismen mit malerischen Mitteln auf, um Spannungen zu erzeugen. Dabei geht es ihm nicht darum, durch Pinseldynamik seine eigene künstlerische Handschrift einzubringen, sondern durch glatte Flächen den Betrachter miteinzubeziehen, indem das Bild dessen Seele spiegelt. Ganz bewusst wirken Oberflächen dieser Bilder so professionell, als wären sie maschinell erzeugt. Das eigentliche Bild bleibt verborgen und wird durch unterschiedliche Tageszeit, Lichtwirkung, vor allem durch den Betrachter immer wieder neu erschaffen.
Dirk Salz©Galerie Schmalfuss
Im Kunstharz fand Dirk Salz das ideale Material, objektive Erscheinung subjektiv erleben zu lassen. Mittels selektiver Farbigkeit, ausgewählter Formate und opaker Oberflächen entwickelt er eine unverwechselbare Kunstposition, die er zuweilen durch 3-dimensionale Installationen in den Raum weitet.
Magisch polare Spannungen entdeckt man auch in den figurativ suggestiven Bildern Simone Haacks (*1978, Rotenburg/Wümme). Ihre Arbeiten kreisen um das Selbst und die Welt, Leib und Seele, Schmerz und Leichtigkeit. Sie malt realistisch, aber eben nicht die Wirklichkeit, sondern durch Kostümierungen, Maskierungen und Verhüllungen Parallelspuren der Realität, hinter denen sich verborgene Sehnsüchte, Verletzungen , Einsamkeiten, enthüllen, in denen historisch-kulturelle Varianten menschlicher Lebensweisen aufblitzen.
Simone Haack©Galerie Schmalfuss
Nach dem Motto „Nur wenn du an die Grenzen gehst, passiert etwas“, lotet Simone Haack ästhetische Übertreibungen in ihren „fiktiven Porträts“ bis an den Rande des Kitsches, ins surreal Traumatische oder Absurde aus, zeigt dabei Sinn für humorvolle Irritationen, die immer wieder die Frage nach der Identität aufwerfen. Über die Äußerlichkeiten gewinnt man Einblick in latente Verstrickungen in Träume, Ängste und Vorstellungen.
Durch Simone Haacks Affinität zur Musik entstanden etliche Musiker-Porträts für das deutsche „Rolling Stone Magazin“ und Coverartworks. Daniel Hope wählte eines ihrer Bild für das Booklet seines Albums „For Seasons“ aus.
Die Ausstellung „figurativ bis konkret“ ist in der Galerie Schmalfuss, Knesebeckstraße 96, bis 1. Oktober zu sehen.