Landshut- Buchheims „Das Boot“ in der Maschinenfabrik

Buchheims "Das Boot" in der Landshuter Maschinenfabrik präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Alexander Heil
Der Wellenschlag des Wassers rauscht. Der Blick vom U-Boot aus  auf das weite Meer täuscht Frieden vor. Fertig zur Fahrt ist die Mannschaft, junge Buben, alte Männer als letztes Aufgebot schon 1941. Fahl sind die Gesichter trotz der Siegerparolen. Dokumentarische Projektionen weiten den Blick auf Nazi-Deutschland, dessen Glorie ein Sprecher durch die nackten Tatsachen untergräbt. Von 40000 U-Boot-Leuten kehrten 30000 nicht zurück. 

Das Publikum, an den 13 Meter langen Längsseiten des U-Bootes platziert, erlebt in Thomas Eckers Inszenierung das Geschehen unmittelbar mit, die sonare Ortung direkt über den Köpfen, das Abtauchen über die gesicherte Zone von 90 Meter hinab bis ins größte Risiko von  250 Meter. Die Anspannung steigt, die Nerven liegen blank.

Berlin –  Jakob Noltes „Don Quijote“ als Erstaufführung  in einer Inszenierung von Jan Bosse im Deutschen Theater

Theaterkritik "Don Quijote" präesentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Ein Holzcontainer umweht von Nebel, ein Einkaufswagen voller Habseligkeiten, zwei großartige Schauspieler, Musik und Licht, mehr braucht Jan Bosse nicht für seine grandiose „Don Quijote“-Inszenierung am Deutschen Theater Berlin.

Don Quijote und Sancho Panza entwickeln das Potential großer existentieller Figuren im Sinne Becketts. Ulrich Matthes (Don Quijote) und Wolfram Koch (Sancho Panza) geben diesen überdrehten Figuren den unwiderstehlichen Charme von idealistischen Visionären, in deren Irrungen und Wirrungen in Wiederholungsschleife sich die Welt weiterdreht und sich auf wenige markante Lebensweisheiten reduziert. Hier stehen zwei vereinsamte Loser auf der Bühne, die im Leben trotz ihrer desolaten Lebensbedingungen noch nach Höherem streben und sich dadurch, sehr humorvoll abgründig gespielt, der Lächerlichkeit preisgeben.

Weltneuheit „Honigmilch“

Gesunde Ernährung durch Honigmilch präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Anlässlich des österreichischen Nationalfeiertags durften dieses Jahr die Tiroler in der Berliner Botschaft ihr Bundesland präsentieren. Mit Blasmusik und Kaiserschützen, Tiroler Schmankerln und  fetziger Tiroler Tanzmusik  sorgten die Tiroler für einen zünftig  temperamentvollen Abend. 
Das war ein idealer Rahmen Hunderten von Gästen die neue „Honigmilch“ zu präsentieren. 

Staatsballett München – Roland Petits „Coppelia“

Ballettkritik "Coppelia" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Etwas lange spielt die Drehorgel als Einstimmung in vergangene Zeiten. Doch sobald sich der Vorhang öffnet verzaubern szenische Atmosphäre und kesse Choreographien. Grau ist die Hausfassade, doch in den Fenstern leuchten die Tänzerinnen in Rose. Nur eine blickt distanziert mit spanischer Grandezza, schwarz gekleidet, aus dem Fenster. Es ist Coppelia, eine mechanische Puppe, was aber nur der Erfinder Coppelius weiß.
Und schon ist man mitten drin in der Thematik um die Traumfrau nach der  E.T.A. Hoffmanns romantischer Geschichte „Der Sandmann“ Roland Petit verwandelte sie 1975 in ein witziges Handlungsballett.

Film – Todd Philips „Joker“

Die Oberschenkel beginnen zu vibrieren, das Gesicht verzieht sich zu einem explosiven Lachen, das nicht mehr aufzuhören scheint. In Großaufnahme herangezoomt, erkennt man die  immer größere Traurigkeit dahinter, auch die zunehmende Gewalt, intensiviert durch den leitmotivisch immer lauter  hämmernden Soundtrack. 
Schon im Vorfeld viel diskutiert, die  Grausamkeit eines Mörders im Fokus als Gewaltverherrlichung bemängelt,  spiegelt  Todd Philips „Joker“ doch nur die Grausamkeit der ökonomischen Spaltung in den Metropolen der Welt  und was sie aus uns Menschen macht. 

Landshut – „Frankenstein“ in der Version der Comoedia Mundi

"Frankenstein" der Comoedia Mundi präsentiert von www.schabel-klutlur-blog.de

Es donnert, blitzt in schauerromantischer Manier. Herabhängende Seile lassen Unheil ahnen. Im Nebel wird  nach einer Leiche gesucht, um im Labor ein neues Leben zu kreieren. In einem Leintuch beginnt ein Embryo zu wachsen und lässt als physisch erwachsener Körper die Fruchtblase platzen. Zwischen romantischer Musik und Elektrosound (Robert Stephan) wird Spannung hörbar, rückt Vergangenheit in den Puls unserer Zeit. Doch die neu belebte Kreatur ist nicht wie in Mary Shelleys weltweit berühmtem Gruselroman „Frankenstein“ ein Monster. 

Dorfen – „Manuel Randi und Marco Stagni“ begeistern im Jakobmayer

Manuel Ranfi und Marco Stagni präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Manuel Randi sieht aus wie ein Spanier, ist durch und durch ein charmanter Italiener und spielt brillant Gitarre. Er betritt die Bühne mit Marco Stagni,  schließt die Augen und ab geht die Post, denn was und wie er spielt, ist an Rasanz kaum noch zu überbieten als Crossover durch sämtliche Genre ein spannendes Hörererlebnis, intensiviert, klanglich erweitert und verfeinert  an diesem Abend im Dorfener Jakobmayer durch den Kontrabassisten Marco Stagni, der der Gitarre den warm pulsierenden  Herzschlag seines Instruments entgegensetzt. 

Landshut – Euripides‘ „Medea“ in den Landshuter Kammerspielen

Theaterkritik "Medea" im Kleinen Theater Landshut präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Das Meer rauscht und kräuselt sich auf der Spiegelfolie des Bühnenbodens,  Klangwindspiele werden hörbar, statt Horizont eine graue Mauer. Das karge Bühnenbild Helmut Stürmers und die Kompositionen von Philipp Degünther versetzen den Zuschauer in einen meditativen Schwebezustand, den Medeas Schrei durchschneidet und schon ist man mitten drin in der Tragik „Medeas“. Das hat Wucht und bleibt eineinhalb Stunden spannend. 

Intendant Sven Grunert und Dramaturgin Ganna Madiar kürzten Hubert Ortkempers „Medea“-Fassung auf ein kompaktes Format, behielten zwar den Sprachduktus, wagten aber eine zeitgenössische Überarbeitung. Das Ergebnis ist eine  spannende „Medea“. 

Berlin – Günter Grass´ „Die Blechtrommel“ im Berliner Ensemble

Theaterkritik "Die Blechtrommel" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Selbst in der 99. Vorstellung der „Blechtrommel“ gibt es noch einige Standing Ovations. Seit 2017 steht Günter Grass´ „Die Blechtrommel“ in der Theaterfassung von  Oliver Reese auf der Bühne. Der jetzige Intendant  des Berliner Ensemble hatte „Die Blechtrommel“  bereits zwei Jahre davor, 2015, in Frankfurt inszeniert.  
Aus Grass´  800-seitigem epischem Figuren-Kosmos aus der Perspektive Oskars  ist ein Ein-Personen-Stück geworden, exzellente gespielt von Nico Holonics als Oskar unter der Regie von Oliver Reese. Mit differenzierter Stimmmodulation und facettenreichem Bewegungsrepertoire wird  das unmittelbare soziale Umfeld gegenwärtig, der offizielle Vater Mazarath, die Mutter, der leibliche Vater Jan Bronski, immer noch der heimliche Liebhaber der Mutter, Anna, Mazarath Juniors erste Liebe, die er schwängert und vom Vater geheiratet wird, dazu Bebra, der Direktor der Mirakelshow und späteren Fronttheaters, das marschierende und zerbombte Deutschland klingt pantomimisch und akustisch an.