Landestheater Niederbayern – Wagners „Rheingold

Opernkritik "Rheingold" präsentiert von schabel-kultur-blog.de

©Peter Litvai/Landestheater Niederbayern
Das Theaterzelt ausverkauft, das Orchester erhöht, die Bühne groß, das Publikum überaus konzentriert, baut sich selten gefühlte Spannung im Landshuter Theaterzelt auf. Wagners „Ring“-Projekt in Landshut ist zweifelsohne ein Mammutprojekt, das das Landestheater Niederbayern in seiner musikalischen Bedeutung überregional aufwertet.  Zwischen riesigen Bibliothekswänden wird das erste Kapitel der Mythengeschichte aufgeschlagen, Wagners Sicht auf die  große nordische Sagenwelt, seine Kombination von „Edda“ und „Nibelungensage“, die er in seiner „Ring“-Tetralogie mit „Rheingold“, „Die Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ in einzigartiges Musikwerk verwandelte, dessen roter Faden der Fluch der Macht ist. Die Liebe verliert, wer sich der Macht verschreibt. Der Goldring als Ausdruck der Macht führt ins Verderben. 

Berliner Volksbühne – Gastspiel Schauspiel Hannover „Die Edda“

Theaterkritik "Die Edda" präsentiert von schabel-kultur-blog.de

©Katrin Ribbe
Vernebelt, nur ein Feuer flackert in der Ferne, sonore Musik entführt in den Weltenbeginn. Die Seherin Völva erzählt in einem 20-minütigen Monolog den Edda-Mythos von der Entstehung der Welt. Das Feuer wandelt sich in eine winzige Sonne, die den Nebel erhellt, Konturen eines riesigen Baumstammes und von Menschen in verschneiter Landschaft sichtbar macht. „Wisst ihr, was das bedeutet?“ Die Frage wird zum Leitmotiv. Ja, was bedeutet „Die Edda“? 

Film – Jean-Luc Godards „Bildbuch“

Filmkritik von Godards "Bildbuch" präsentiert von schabel-kultur-blog.de

©Wild Bunch Distribution
1960 begeisterte Jean-Luc Godard mit „Außer Atem“, ein Kultfilm, bekannter als alle anderen seiner 60-jährigen Regietätigkeit. Godard gilt als einer der ganz großen experimentellen  Filmphilosophen des 20: Jahrhunderts. Sein neuester Experimentalfilm „Bildbuch“, mit 88 Jahren gedreht, 2018 mit der der Palme d´Or Spécial ausgezeichnet, erreicht dennoch nur ein kleines Publikum. 

Berliner Staatsoper – „Die Verlobung im Kloster“ nach Sergej Prokofjew

Opernkritik "Die Verlobung im Kloster präsentiert von schabel-kultur-blog.de

©
Erst mit einem mächtigen Schlusschor der Hochzeitsgäste aus unterschiedlichsten Epochen, Märchen und Literatur und Fortissimo mit wuchtigem Paukenschlag aus dem Orchestergraben endet die  eigenwillige  Inszenierung von Prokofjews „Verlobung im Kloster“  in der Berliner Staatsoper. Es ist der zweite Schluss, den etliche Besucher nicht mehr erleben, weil sie schon beim ersten mit einem Filmabspann enteilten. 

Berliner Festspiele –  „MEGA ISRAEL“ von der Gauthier Dance Company Theaterhaus Stuttgart 

"Mega Israel" präsentiert von schabel-kultur-blog.de

©Regina Brocke
Kein Wunder, dass sie international vorne mitspielt. Die Gauthier Dance Company begeistert durch ihre explosive Vitalität, ihre kraftvolle Eleganz, schwebende Transzendenz und unterhaltsame Komik.Zur Eröffnung des COLOURS International Dance Festivals 2017 in Stuttgart präsentierte als Gastgeber die Gauthier Dance Company ihr rasantes Programm  „MEGA ISRAEL“, jetzt in Berlin zu sehen. Dahinter stehen, titelgebend, die drei großartigen Choreografen aus Israel, die inzwischen mit den führenden Compagnien der Welt arbeiten. „Mega Israel“ zeigt die richtungsweisenden Werke dieser Choreographien, durch die sie berühmt wurden.

Berliner Schaubühne –  „Popular Mechanics“ aus Peking – Festival International Neue Dramatik

Theaterkritik präsentiert "Popular Mechanics" von schabel-kultur-blog.de

©Luo Chuhui
Wann hat man schon einmal Gelegenheit ein modernes chinesisches Theaterstück zu erleben? Das „Festival International Neue Dramatik“ an der Berliner Schaubühne macht es möglich. „Popular Mechanics“ ist eine Performance mit Sprechtexten. Ziel der Inszenierung ist es oft auftauchende menschliche Reaktionen auf gesellschaftliche Situationen zu zeigen.

Kammerspiele Landshut – „SPERR-tage“

SPERR-Tage bauen Brücken

©Michaela Schabel
Waren sie sperrig die  SPERR-tage in den Landshuter Kammerspielen? Die Antwort ist ein klares Ja. Mit Anspielung auf Martin Sperr, dem niederbayerischen Querdenker, der in seiner Heimat nie die Anerkennung fand, die sein Denken verdient hätte, entwickelte Intendant Sven Grunert ein überzeugendes Konzept vor drei Jahren, um Dialoge in Gang zu bringen. 160 Baumscheiben von Martina Kreitmeier gesägt und miteinander wie zu einem Trampelpfad über die Isar verbunden, symbolisieren derzeit unterhalb vom Maxwehr, dass wir Menschen alle aus einem Stamm sind

Landshuter Kammerspiele – Achterbuschs „Arkadia“

Achternbuschs "Arcadia" präsentiert von schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel
Sie sitzen am Tisch und schweigen. In weißen Bademänteln, das Gesicht hinter weißen Masken wirken Sokrates und Alkibiades, blutverschmiert, wie eine skulpturale Installation. Der Wind fächelt einen Vorhang hin und her, der Wasserkocher brodelt. Achternbusch verortet sein letztes veröffentlichtes  Stück „Arkadia“, vor einem Monat in Ebersberg uraufgeführt, in der Antike und sich selbst in der Rolle des Sokrates im Dialog mit dessen Lieblingsschüler Alkibiades.Den Berliner Theatermachern Lea Barletti und Werner Waas gelingt es Achternbuschs sehr komplexen und sprunghaften Text „Arkadia“  als existentielle Parabel a la Becketts „Warten auf Godot“, gleichzeitig als  parodistische Synthese bayerischen Sprachkolorits und griechischen Mythos zu inszenieren.

Kammerspiele Landshut – Herrndorfs „Bilder deiner großen Liebe“

Bilder deiner großen Liebe

©Marco Bresdola
Sie atmet tief ins Mikrophon, schwer, leidend, als würde der Herzschlag jeden Moment stillstehen. Der Atem, seine Weiterführung als atmosphärisches Hintergrundgeräusch wird zum pulsierenden Leitfaden der Inszenierung vonWolfgang Herrndorfs Romanfragment „Bilder deiner Liebe“ zeigt eine kurze Lebenssequenz eines pubertierenden Mädchens. Doch in diesen wenigen Tagen leuchten die grundsätzlichen Lebensfragen von Zeit, Liebe, Verstehen auf.