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Salzburg – Musical „Priscilla – Queen of the Desert“ im Landestheater ein bunt schrilles Plädoyer für mehr Toleranz

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Salzburg – Musical „Priscilla – Queen of the Desert“ im Landestheater ein bunt schrilles Plädoyer für mehr Toleranz

©SN, SLT, Tobias Witzgall

Mit frenetischem Szenenapplaus, Standing Ovations und begeisterten Kommentaren wird die neue Musicalinszenierung „Priscilla – Queen of the Desert“ auch nach der Premiere im Landestheater Salzburg gefeiert. Unter der Regie Ramesh Nair gelang…

eine energetisch mitreißende, bunt glitzernde Drag-Queen-Show mit menschlichem Tiefgang. 

2006 wurde das Musical „Priscilla – Queen of the Desert“ von Stephan Elliott und Allan Scott nach dem gleichnamigen Kult-Roadmovie (1994) uraufgeführt und avancierte durch fast 30 Songs aus den 1960er bis zu den 1990er Jahren zum erfolgreichen Jukebox-Musical.

Die Story über zwei Dragqueens und eine Transfrau blieb unverändert. Ticks achtjähriger Sohn will endlich seinen Vater kennenlernen. Wegen seiner Homosexualität hatte er sich von seiner Frau getrennt, um als Dragqueen Mitzi zu leben. Zusammen mit Dragqueen Felicia und der Transfrau Bernadette, die gerade Witwe geworden ist, kaufen sie einen Bus, den sie Priscilla nennen, um quer durch das Outback nach Alice Springs zu reisen. Bei einer Buspanne kommt Bob dazu, ein Verehrer Bernadettes aus früheren Jahren. Der Bus wird zum Symbol gelebter Freiheit im Kontrast zum stigmatisierenden Umfeld der ländlichen Bewohner, die Reise zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem, was die eigene Identität ausmacht, was im Leben bedeutsam ist. 

Ganz bewusst belässt Regisseur Nair die Geschichte ohne Aktualisierungen in den 1990er Jahren, um die Herausforderungen jener Zeit sichtbar zu machen. Bernadette fasst die soziale Positionierung des Queer-Trios pointiert zusammen. Sie werden vom Publikum geliebt, „aber – nur bis zum Sonnenaufgang“. Nicht einmal das ist gesichert. Nach einer erfolgreichen Show folgt in einer Kneipe vollkommene Ignoranz und später eine lebensgefährliche Prügelei. Erst in Alice Springs finden sie die Anerkennung auf der Bühne und noch viel mehr. Was wirklich zählt, ist die Liebe, 

Von Anfang an wird die Botschaft über „Love-, Peace- und „Respect“-Transparente deutlich. Die Liebe, emotionale Nähe, ist entscheidend, nicht das Geschlecht. Leitmotivisch leuchten diese Gedanken in Nairs Inszenierung in den kurzen Spielsequenzen immer wieder auf, ermöglicht durch das gekonnte Bühnenbild von Michael Lindner. Über eine 3-teilige, bühnengroße Projektionswand gelingen rasante Wechsel zwischen aufgemalter spießiger Alltäglichkeit und grandiosen Glitzereffekten bei den Tanzeinlagen. Die Kreisbühne sorgt für nahtlose Wechsel zwischen Kneipenszenario und gemütlichem Luxusbus. 

Im Mittelpunkt stehen die Songs, die die Stimmungen charakterisieren, die Handlung vorantreiben und ausgesprochen variantenreich und atmosphärisch vertanzt werden. Nair ist nicht nur ein empathischer Regisseur, sondern auch ein effektvoller Choreograf, der über verschiedene Tanzgruppierungen, insbesondere in luftiger Höhe für effektvolle Überraschungen sorgt. Dabei gelingen durch die schrill bunten Kostüme von Adam Nee, amüsante Showeffekte, während im Hintergrund animierte Sternschnuppen menschliche Sehnsüchte ins Bewusstsein bringen und die glanzvolle Showoberfläche immer wieder im Detail dem Wesentlichen Raum gibt. Dass das gelingt, ist in erster Linie den drei Hauptdarstellern zu verdanken. Leon de Graaf (Felicia), Oliver Arno (Tick/Mitzi) und Marco Dott (Bernadette) lassen hinter aufgetakeltem Revuegehabe schlicht formulierte Lebensweisheiten aufleuchten. Wie soll Bernadette, die Älteste, aber auch Mutigste und Erfahrenste, herausfinden, ob eine Beziehung mit Bob klappt? „Ich werde es nie wissen, wenn ich es nicht ausprobiere.“

Ticks Sohn, Vertreter der neuen Generation, realisiert final, was heute gesellschaftlich immer noch nicht gelingt. Der, den man liebt, darf durchaus anders sein. Was bleibt über das Show-Spektakel hinaus? Die Freude Mitzis über „Er hat mich Papa genannt“. Dazu Elvis Presleys „Always on My Mind“ im Duett mit dem Sohn – rührselig, aber authentisch und ein klares Statement für Diversität und Akzeptanz queerer Sichtbarkeit. 

Bis Mai 2026 ist „Priscilla – Queen of the Desert“ im Landestheater Salzburg noch zu sehen.

Künstlerisches Team: Ramesh Nair (Inszenierung, Choreografie), Wolfgang Götz/Manuel Lauerer (Musikalische Leitung), Michael Lindner (Bühne, Video), Roman Hagenbrock, Surjo Naskar (Video), Adam Nee (Kostüme) Anna N.M. Lea (Dramaturgie)

Mit: Oliver Arno, Leon de Graaf, Marco Dott, Aloysia Astari, Magnus Jahr, Achim Himmelbauer, Monika Ballwein, Alea Hagedorn, Larissa Enzi, Marina Petkov, Axel Meinhardt, Emil Knam/ Jonathan Mayer/ Matthias Schorn-Roubin

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