Wie aus einer Schockstarre erwachen Sokrates (Harald Wissler) und Alkibiades (Werner Wass), in die sie am Schluss wieder zurückkehren, als wäre alles dazwischen eine existentielle Fata Morgana. Im Gegensatz zur historischen Überlieferung verhilft bei Achternbusch Alkibiades Sokrates zur Flucht in ein ödes Arkadien fern jeglicher Idylle. Ohne Wein und Oliven vegetieren sie am Existenzminimum, zwei alte Freaks, die nur noch von verblassenden Erinnerungen leben. Vorbei sind die Zeiten der Lust einer homosexuellen Beziehung. Sie liefern sich verbale Kämpfe und Verletzungen, in denen sich die Frustrationen des Alterns spiegeln.
©Michaela Schabel
Zusammen als Chor nur ein bayerisches Vollrauschgegröle zustande bringend stehen sie kurz vor dem Aus.
Sokrates schon „verfettet“, unbeweglich leidet an der Flüchtigkeit des Denkens. Der Verstand wird ihm zum Feind, das Denken zur „Zerstörung des Gegebenen“. Melancholisch spielt er auf der Maultrommel. Erst als das Gift zu wirken beginnt, das er von Alkibiades erbittet, weicht das düstere Schwarz seines existentiellen Empfindens wieder dem Blau des Elysiums.
Werner Waas, gebürtiger Niederbayer, zeichnet Alkibiades als dürres uriges blutverschmiertes Männlein, aber immer noch agil seine Runden drehend, mit Besenstil und kühnen Sprüngen wie ein Rumpelstilzchen Macht und Ruhm parodierend. Er übernimmt im Rahmen von Sokrates´ strukturierter Dialogtechnik den Part des naiven Nachfragers, der nichts kapiert, schafft damit Raum für humorvolle Distanzierung und gewollte Irritationen.
Achternbusch macht es den Zuschauern nicht leicht, sprengt narrative Logik, vermischt Triviales und Philosophisches, knallt einen Gedanken hin, den nächsten gleich hinterdrein, ohne dass man den ersten reflektieren kann, glaubt das Ganze durch herbe fäkalische Wortwahl, Sodomie-Gedankenspiele aufpeppen zu müssen, was das Ganze nicht unbedingt sympathischer macht, aber Achternbusch eben so zeigt, wie er ist, ein provozierender, deftiger Querdenker.