Es muss nicht immer die große Bühne sein. Thomas Ecker, der zur Zeit Wagners Lohengrin für die Burgfestspielen am Landestheater Niederbayern inszeniert, bringt auch…
Laiengruppen auf ein beachtliches Niveau, wie seine Inszenierung von Tennessee Williams US-Klassiker „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ (1955) auf der Bühne links der Bina beweist. Es ist ein Stück ohne große Handlung, aber radikalen Gesprächen, in denen sich die Verlogenheit der einzelnen Familienmitglieder offeriert. Ein großes Doppelbett vor grauer Wand, ein Toilettentisch, ein paar Stühle und Wohnaccessoires genügen die triste Alltagssituation überall und jederzeit einzufangen. Die Inszenierung fokussiert auf den Text.
Big Daddy feiert seinen 65. Geburtstag. Angeblich vom Krebs geheilt will er sein Leben radikal ändern, sich amüsieren, seinen Reichtum und sein Leben nach Jahrzehnten harter Arbeit genießen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Es wird sein letzter Geburtstag sein. Die gespielte Harmonie zerplatzt plötzlich wie eine Seifenblase. Nicht nur die Feilscherei um das Erbe wird jetzt offensichtlich, sondern auch die Dominanz seiner übergriffigen Ehefrau, das Ausspionieren der Schwägerin, die Enttäuschung des ältesten Sohnes, immer im Schatten des jüngeren zu stehen und die verdeckte Homosexualität seines jüngeren Sohnes, die ihn zum Alkoholiker machte.
Unter der Regie von Thomas Ecker gelingt ein spannendes Kammerspiel, das durch die Rollenauthentizität der Mitwirkenden überzeugt. Hauptfigur ist Bricks Frau Margaret (Annika Hagn). Sie fühlt sich wie „die Katze auf dem heißen Blechdach“, besorgt, weil ihr Mann Brick (Stefan Trommler) sie nicht mehr anschaut, nervt sie ihn ständig mit den Avancen, die sie von anderen Männern bekommt. Sie bohrt, provoziert, textet ihn zu, er ist genervt, trinkt ein Glas Whiskey nach dem anderen. Sie wechseln die Sitzplätze, bewegen sich körperlich, aber nicht geistig, spielen und artikulieren aber so subtil, dass man jedem Satz konzentriert folgt. Die Bühne verdunkelt sich. „Wir leben nicht zusammen. Wir hausen im selben Käfig“, konstatiert Brick und etwas später erscheint retrospektiv Cooper im Bett, Bricks wichtigster Freund, der sich nach einem missglückten One-Night-Stand mit Margaret umbrachte. Die Ehe ist kaputt, doch Margaret will nicht aufgeben, auch wenn sie sich wie eine „Katze auf dem heißem Blechdach“ fühlt.
Das nervige Rundherum ist kaum auszuhalten. Die neugierige Schwägerin, bald 6-fache Mutter (Kerstin Arz), stichelt ständig wegen Margarets Kinderlosigkeit. Ihre hyperaktiven Töchter knallen mit Pistolen herum. Bei der Geburtstagsfeier explodiert die Stimmung schon vor dem Feuerwerk. Der salbungsvolle Referent (Udo Frizschke) wirbt aufdringlich für Sponsoren seiner Kirche, die dominante, habgierige Big Mama (Severine Hagn) hyperventiliert angesichts der medizinischen Fakten, der Doktor (Ludwig Bichlmeier) wirkt hilflos und Big Daddy (Christoph Heinze) ist, wie er ist, schreit explosiv vulgär seinen Frust über 50 Jahre verlogenen Ehe hinaus und muss plötzlich eine 180-Grad-Wendung einstecken. Durch seine gnadenlose Ehrlichkeit führt er seinem Lieblingssohn Brick von Mann baut neues Vertrauen auf, wodurch Margaret, die wahrhaftigste von allen, wie „die Katze auf dem heißen Blechdach“ genau im richtigen Augenblick zum Sprung ansetzen kann.
Die Inszenierung ist noch noch bis 30. Mai in Leberskirchen im Gasthaus zur Linde zu sehen.