©Clemens Schleicher
Längst sind die Zeiten vorbei, wo er dem Publikum zahlenmäßig überlegen war. Ausverkauft war seine Vorstellung „Das Leben ist kurz – auf die roten Schuh“, mit dem er seit März durch die Lande tourt. Die Frauen, insbesondere seine Frau inspirieren ihn immer wieder zu fröhlichen Geschichten aus dem Nähkästen zwischenmenschlicher Beziehungen und als Jahrgang 1954 mit charmanten fiktiv autobiografischen Reminiszenzen.
Josef Brustmann ist nicht der große politische Kabarettist, er erobert die Herzen des Publikums als ch als bayrischer Geschichtenerzähler, atmosphärisch als Musiker und liebenswürdiger Sänger. Man merkt, dass er mit dem Singen, Musizieren, dem Unterhalten aufgewachsen.
©Clemens Schleicher
Auch sein neues Programm „Das Leben ist kurz – kauf die roten Schuh“ kreist in erster Linie um private Geschichten, die jedem irgendwo und irgendwie passieren könnten. Josef Brustmann hinterfragt die Lustbarkeiten der kleinen Lebensgenüsse und integriert den Tod mit schwarzen Humor, wenn der Vater immer noch nicht ins Altenheim will und der Sohnemann entnervt meint „Es ist ja nicht für immer“, wenn die Frau, das dritte Paar rote Schuhe kauft und sich erinnert, dass ein Paar sowieso untragbar und nur fürs Bett gewesen sei. Wenn Brustmann mit einem ADAC T-Shirt zum AC/DC-Konzert rennt, hat er die Lacher auf seiner Seite und schließlich ist es auch kein Wunder, dass nach drei Jahren mit Liebesbriefen in Schönschrift an die Geliebte nicht er, sondern der Bote erhört wird.
Mittendrin ganz unerwartet aus der privaten Kurve heraus, wetterleuchten die Querschläge gegen Brustmanns Lieblingsfeinde, Trump, Merkel, Söder und die Kirche mit ihre pädophilen Skandalen ganz besonders. Längst hat Amerika, das Land der Freiheit wie Ikarus die Grenzen der Vernunft überschritten. Amerikaner fühlen sich im Krieg sicherer als zu Hause. „Wer Waffen säht, erntet Asylanten. Deutschland war flott dabei.“ .Merkel hat sich inzwischen „in ihre Raute verzogen und überlegt, wem sie ihre 270 Hosenanzüge vererben soll. Der moralische Imperativ von Kant ist ohnehin zu schwer.
Im zweiten Teil betrachtet Josef Brustmann, das häusliche Krümmelmonster, die Problematik türkischer Putzfrauen in Konkurrenz zu Staubsaugerrobotern, verunsichert von Söder-Parolen. Immer mehr übernimmt Josef Brustmann die Rolle des musikalischen Unterhalters und Animateurs. Er lässt das Publikum singen, mitmachen, entwickelt eine mitreißend urbayrische Eloquenz und setzt mit Zither, Gitarre, Akkordeon, Kuhglocken immer neue musikalische Akzente, garniert mit verbalen Doppeldeutigkeiten, zuweilen in Gstanzl-Form. „Auf der Alm lässt sich gut lieben, im Herbst wird abgetrieben.“ Das Publikum lacht vergnügt.
„I bleibt glei da“, geht es, dramaturgisch bestens eingebettet, nahtlos über in die Zugaben. Mit einem selbst kreierten Reisealphorn mit Gummischlauch und einem originellen Fragenkatalog „Braucht ein Gefängnis einen Fluchtplan?“ endet das Musik-Kabarett „Das Leben ist kurz – kauf dir rote Schuh“ heiter und beschwingt.