©Lsndestheater Niederbyern, Foto:Peter Litvai
A Gstanzl zu Beginn und dann direkt in den Himmel, wo Theres ihren Franz nervt, damit er ja nicht den 96. Hochzeitstag vergisst. Franz, der Portner hat…
ganz andere Sorgen. Der Boandlkramer bringt im Vollrausch immer die falschen Leichen und droht ihm mit Versetzung in die Hölle, es sei denn er hört mit dem Trinken auf und besorgt ihm auf der Erde das ehemalige Brautkleid seiner Frau als Überraschung für den Hochzeitstag. Das wiederum führt dazu, dass sich die Boandlkramer über die Bundesländer hinaus bis in die Schweiz und nach Mexiko vernetzen und mehr Gerechtigkeit am Arbeitsplatz fordern, womit der Teil 3 der Brandner- Kaspar-Trilogie immer wieder spaßig auf Probleme der Gegenwart anspielt.
Franz von Kobell hat den Brandner Kaspar als Urgestein bayerischer Stur- und Schlauheit, der sogar den Tod überlistet, erfunden. Alkohol gegen 18 weitere Lebensjahre war der Deal, dann wird er probeweise in den Himmel gelockt und bleibt als Portner, alias heiliger Petrus, im Himmel. Wolfgang Maria Bauer, Oberspielleiter am Landestheater Niederbayern, war von diesem Stück so fasziniert, dass er es zur Trilogie erweiterte. Nach dem erfolgreichen „Der Brandner Kaspar kehrt zurück“ (2023) präsentiert er nun „Der Brandner Kaspar und der Boandlkramerkongress“, wobei er nicht nur die Regie übernahm und das vergnügliche Bühnenbild kreierte, sondern auch die Hauptrolle spielt.
Wieder wird der Boandllkramer ausgeschimpft, so dass sogar die Engel Mitleid haben, zu wenig Lob, zu wenig Gespräche, zu lange Arbeitszeiten. „In diesen modernen Zeiten dürfen Engel nicht schweigen.“ Sie organisieren den Boandlkramerkongress, der zum großen Gaudium explodiert, und schließlich unter dem Kommando des Brandner Kaspar abgesegnet wird.
Ein einstöckiges Haus wie ein maroder Tempel offenbart oben den Himmel unten das Fegefeuer und wandelt sich zwischendurch in Wohnzimmer und Keller, in dem der Boandlkramer nach dem Brautkleid sucht, aber zuallererst alle Alkoholika durchprobiert. Je nach Handlungsebene verstärken Bernd Meyer bzw. Thomas Basy am Keyboard mit Orgelmusik die himmlische Atmosphäre, jazzige Spannung, salsamäßige Fiesta oder durch Popsongs amoröse Stimmungen. Die Schauspieler:innen sind sichtbar mit Spaß dabei und bringen ihre Rollen nicht zuletzt aufgrund ihrer witzigen optischen Aufmachung überaus humorvoll zur Wirkung.
Antonia Reidel gelingt ein herrlich malträtierter, ständig beschwipster Boandlkramer, eine Kreatur, die gewohnt ist getreten zu werden, sich aber durchaus wehrt und genussvoll dem irdischen Alkohol frönt. Beim Kongress sorgen die unterschiedlichen phantasievollen Kostümierungen und kontrastreichen Dialekte für Heiterkeit, Reinhard Peer parliert im eleganten Frack schwäbisch und ostfriesisch, Paul Kaiser amüsiert durch sein Swizerdütsch. Nikola Norgauer fällt im bunten Rüschenkostüm mit Sense als mexikanische La Santa Muerte durch eine ganz andere, sehr sinnenfreudige Totenkultur völlig aus der Rolle, was wiederum den bayerischen Boandlkramer sehr gefällt. Dagegen hat der Schweizer Kollege keine Chance. So endet der Kongress fröhlich mit einem Doppel-Happy-End. Theres, von Katharina Elisabeth Kram sehr charmant gespielt, bekommt ihr Hochzeitskleid, der Boandlkramer seine Santa Muerte und der Brandner Kaspar, von Wolfgang Maria Bauer adäquat bodenständig, bayerisch jovial dargestellt, ist wie immer der schlaue Sieger, der alles so hinbekommt, wie er das möchte. Ein amüsanter Theaterabend, wenn man bayerisch versteht und bayerische Geschichten mag.
Künstlerisches Team: Wolfgang Maria Bauer (Text, Regie, Bühne), Ines Schmiedt (Kostüme), Bernd Meyer (Musik), Peter Oberdorf (Dramaturgie)
Mit: Wolfgang Maria Bauer, Antonia Reidel, Katharina Elisabeth Kram, Joachim Vollrath, Nikola Norgauer, Julian Ricker, Reinhard Peer, Paul Kaiser, Katharina Schmirl, Stefan Sieh/Korbinian Greindl, Heinrich Wannisch, Bernd Meyer/Thomas Basy
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