©Schauspielhaus Bochum, Julian Baumann
Auf der Bühne, ganz in Schwarz getaucht, leuchten gelbe Sitzelemente und Kugellampen auf. Der Fokus liegt ganz auf den vier Schauspielern, die die Figuren weniger mit boulevardesker Übertreibung als in ihrem individuellen Narzissmus sehr überzeugend mit Überraschungseffekten darstellen.
Sonja, Anwältin, und ihr Mann Henri, ein Physiker, wollen, nachdem der Sohn zu Bett gebracht wurde, ihren Abend genießen. Doch unerwartet, einen Abend früher als ausgemacht, erscheinen die Gäste Hubert und Ines. Das geplante Abendessen fällt ins Wasser. Henris Strategie über Huberts Kontakte etwas Vitamin B zu bekommen, um seine Karriere voranzutreiben, gerät ins Wanken. Regisseurin Martina Eitner-Acheampong entwickelt mit dem SchauspielerInnen-Quartett drei rasante Situationsentwürfe.
In der ersten Version artet der Abend in einer Katastrophe aus. Der verzogene Sohnemann provoziert durch sein Geschrei einen Ehestreit. Als die Gäste erscheinen, prallen die Eitelkeiten aufeinander, entgleisen in Beleidigungen, die Ines mit ihren lyrischen Einlagen nicht zu retten vermag. Danach eskaliert der eheliche Nahkampf bei den Gastgebern in einem tätlichen Angriff, der Mord im Affekt assoziieren lässt.
Die zweite Version beginnt idyllisch und smart.
©Schauspielhaus Bochum, Julian Baumann
Der Sohn ruft jetzt ganz lieb aus dem Off. Doch die latenten Begierden und Frustrationen der Erwachsenen sind nicht zu bremsen. Hubert macht Sonja an. Sie geht verführerisch darauf ein. Ines, völlig frustriert, blamiert ihren Mann durch Ehrlichkeit. Die Beleidigungen eskalieren und enden mit einem Rauswurf der Gäste.
Statt Wiederholungsstruktur überrascht die dritte Version ohne Möbel durch die extravagante Verkleidung der Schauspieler und frei schwingende Harmonie.
©Schauspielhaus Bochum, Julian Baumann
Die Figuren zelebrieren ihre Individualität, können so sein, wie sie sein wollen, parlieren auf Augenhöhe und alles puzzelt sich in lässiger Partystimmung und wohlwollenden Ping-Pong-Dialogen zum Besten. In den schwarzen Sphären darüber schweben Figuren um sich selbst kreisend im eingeengten Ehekosmos wie personalisierte Sternbilder, eine überaus stimmige Metapher, mit perkussiver Musik statt Geschrei. Warum ist es nur schwer im Alltag, die dritte Version zu realisieren?
Regie: Martina Eitner-Acheampong
Mit: Je Sascha Nathan (Henri), Karin Moog (Sonja), Oliver Möller (Hubert) Jele Brückner (Ines), Torsten Knoll (Perkussion, Musik)