"Kultur macht glücklich"


Berlin – Eröffnung des Berliner Theatertreffens mit Katie Mitchells Version von Lorcas „Bernardas Albas Haus“ im Schauspielhaus Hamburg

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Berlin – Eröffnung des Berliner Theatertreffens mit Katie Mitchells Version von Lorcas „Bernardas Albas Haus“ im Schauspielhaus Hamburg

©Schauspielhaus Hamburg, Foto:Fabian Schnellhorn

Mit der Wahl von Katie Mitchells Inszenierung von Lorcas Bernardas Haus“ am Hamburger Schauspielhaus fokussiert das diesjährige Theatertreffen auf politisches Theater. In Anlehnung an einen eingespielten Hölderlintext verwies Matthias Pees, Intendant der Berliner Festspiele, bei seiner Begrüßungsrede auf „den Rand des Abgrunds“ und…

welche Rolle der Mensch darin spielt, modifizierte aber sogleich, nicht im Abgrund zu sein, sondern auf ihn zu blicken und Möglichkeiten zu finden ihn abzuwenden. 

In diesem Kontext ist „Bernarda Albas Haus“, von Lorca kurz vor seiner Erschießung 1936 als Sinnbild faschistischer Freiheitsberaubung geschrieben, wieder hochaktuell. Mitchells Version ist spannend wie selten ein Theater. Voyeuristisch gewährt sie den Zuschauern Einblick in Bernarda Albas Haus, im Obergeschoss die engen Kammern der sieben Töchter und das der Mutter etwas größer, im Erdgeschoss das zentrale Esszimmer, rechts die Küche, links das Tor zum Hof.

Heimelig beleuchtet, offeriert sich das soziale Miteinander als krasses Gegenbild. Der dystope Sound verwandelt die Szenerie in einen atmosphärischen Thriller. Rigoros hält die Mutter an den tradierten gesellschaftlichen Unterdrückungsmechanismen fest. Sie hat die patriachilischen Rituale derart internalisiert, dass sie den Töchtern die Jugend und jegliche Zukunftsvisionen nimmt. Nur die älteste darf heiraten. Den Bräutigam schnappt ihr die jüngste Schwester weg. Die Situation eskaliert. Wer nicht pariert, erfährt Gewalt, wird geschlagen, verbrüht, erschossen oder vergiftet. Soundunterlegte Szenen mit retardierten Bewegungen, vom Ensemble exzellent gespielt, verdichten das explosive Geschehen zu einer kollektiven Psychose infolge ritualisierter traditioneller Dominanz, egal ob von Männern oder Frauen ausgeführt. Doch im HIntergrund agieren immer noch die Männer. Sie nehmen sich, was sie wollen, ohne sich um die Folgen zu kümmern. 

Mit voller Fahrt in den Abgrund provoziert Mitchell zu Reflexionen, wie genau das zu verhindern ist.

Künstlerisches Team: Katie Mitchell (Regie), Alex Eales (Bühne), Sussie Juhlin-Wallén (Kostüme), James Farncombe (Licht), Paul Clark, Melanie Wilson (Komposition), Melanie Wilson, (Sound Design) Sybille Meier (Dramaturgie) 

Mit: Julia Wieninger, Bettina Stucky, Eva Maria Nikolaus, Henni Jörissen, Josefine Israel, Mayla Häuser, Linn Reusse, Luisa Taraz, Sachiko Hara, Eva Maurischat, Joël Schnabel, Heinke Andresen, Thomas Geiger, Mathias Baumann, Alexej Mir