"Kultur macht glücklich"


Annaberg-Buchholz – „Der Tartuffe oder der Profiteur“ – Moliére-Klassiker in einer neuen Übersetzung uraufgeführt auf der Bühne des Eduard-von-Winterstein-Theaters

Veröffentlicht am:

von

Annaberg-Buchholz – „Der Tartuffe oder der Profiteur“ – Moliére-Klassiker in einer neuen Übersetzung uraufgeführt auf der Bühne des Eduard-von-Winterstein-Theaters

©Dirk Rückschloß, Pixore Photography 

Seit über 350 Jahren wird Moliéres Komödie „Tartuffe“ auf der Bühne bejubelt. Was 1664 wegen der Kritik am religiösen Heuchlertum einen Theaterskandal auslöste und zunächst verboten wurde, ist heute zwar nach wie vor aktuell, aber eben doch aus einer ganz anderen Epoche. Umso mehr darf auf den 15. März 2025 gespannt sein,…

wenn die Neuübersetzung von Dirk Schäfer und Geneviève Granier-Nerlich des „Tartuffes“ auf der Bühne des Eduard-von-Winterstein-Theaters in Annaberg-Buchholz uraufgeführt wird. Schon die Titelerweiterung „Der Tartuffe und der Profiteur“ zielt über die Religion hinaus auf eine klare Kapitalismuskritik. 

Orgon hat eine Lebenskrise. Das Leben in Saus und Braus der Goldenen Zwanziger Jahre mit Partys, Champagner, gutem Essen und den neuen freizügigen Musikrhythmen befriedigt ihn nicht mehr. Er zweifelt an allem, als der anscheinend sehr fromme Tartuffe in sein Leben tritt. Orgon, früher auch sehr fromm, ist von Tartuffe so beeindruckt, dass er ihm nach und nach alles gibt und den eigenen Sohn, der sich wehrt, aus dem Haus wirft. Ungeachtet der Warnungen und Beobachtungen der anderen Haushaltsmitglieder, manövriert sich Orgon immer mehr in eine ausweglose Lage hinein. Erst als er bemerkt, dass Tartuffe seine eigene Frau verführen will, beginnt er Tartuffes selbstsüchtiges Spiel zu durchschauen. 

Tartuffe lügt so gekonnt, dass er selbst daran glaubt. Schnell fühlt man sich an heutige Politiker erinnert, die jeden noch so absurden Deal begründen können und die Demokratie ad absurdum führen. Doch im Gegensatz zu der realen, überaus ernsthaften Lage unserer Tage, bleibt das Spiel auf der Bühne ganz in der Tradition Moliéres, ein ironischer Zerrspiegel menschlicher Schwächen, Eitelkeiten und Laster, über die man als Besucher herzhaft lachen kann. 

Als innovatives Angebot seit dieser Spielsaison bietet das Eduard-von-Winterstein-Theater vor jeder Vorstellung von ausgewählten Inszenierungen wie der Uraufführung von „Der Tartuffe und der Profiteur“ jeweils eine halbstündige Stückeinführung vor Theaterbeginn auf der Studiobühne an.