"Kultur macht glücklich"


Staatsballett München – Roland Petits „Coppelia“

Veröffentlicht am:

von

Staatsballett München – Roland Petits „Coppelia“
© S. Gherciu
Der alte Coppelius ist in die hübsche Swanilda verliebt, die jedoch schon mit Franz liiert ist. Deshalb konstruiert sich Coppelius eine Puppe mit dem Gesicht Swanildas, die er als seine Traumfrau zum Leben erwecken will, in die wiederum hat sich inzwischen auch Franz verliebt. Das ist imgrunde eine altbackene Geschichte, wirkt aber durch Petits pittoreske, kabarettistisch erzählende Choreographien und seinen witzigen Tanzstil sehr charmant und amüsant. Das ist wie „Dinner for one“ einfach lustig und amüsant, Hochleistungsballett auf Spitze und gleichzeitig neckische Revue. 
Die Tänze flirren vor Erotik, mit kessen Hüften und Schultern, Flatterhänden, überraschenden Bewegungsironismen. Das Ensemble, zwölf Paare  als schmucke Soldaten und allerliebste Biedermeierdamen verstehen sich auf die Kunst  der Galanterie, fröhlich temperamentvoller Annäherung und parodistischer Selbstironie.
Ballettkritik "Coppelia" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de
©S. Gherciu
Das gleiche gilt für die Hauptfiguren. Coppelius wird durch Luigi Bonino zum liebenswürdig pantomimisierenden Galan, der um seine mechanische Dame beim Kerzenschein mit Champagner herumschwadroniert, mit ihr Walzer tanzt und, selbst im Nahkampf mit Franz ein geschmeidiges Pendant darstellt. Denis Vieira zeichnet Franz als jungen Hitzkopf, durch und durch ein Macho, der Swanilda übel behandelt. Virna Toppi zeichnet diese Swanilda überaus kokett. Mutig verwegen schleichen sie in Coppelius´ Haus ein. Dem Zittern vor der eigenen Courage folgt das Gelächter über die Entdeckung der Puppe. Wunderbar  übernimmt Virna Toppi  die Rolle Coppelias mit eckigen automatisierten Bewegungsstil  und irre perfekten Sprüngen. 
Ballettkritik "Coppelia" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de
©W. Hösl
Dass das alles so emotional fröhlich wirkt ist natürlich auch dem exakten Timing der Musik geschuldet. Unter der musikalischen Leitung von Anton Grishanin kommen Léo Delibes Musik, Orchester und die Solisten bestens zur Wirkung und jede Zuckung passt zur musikalischen Untermalung. 
Michaela Schabel