©Carlos Alvar
Bachs „Matthäuspassion“ ist die bedeutendste Vertonung von der Leidensgeschichte Jesu, ein Konzert-Klassiker. Jetzt kommt die Kompostion über Allerheiligen am 1. und 2. November als Tanztheater in das Deutsche Theater München. Das macht neugierig, denn schon der Titel…
fokussiert auf die Zukunft. Die Frage, was wird mit diesem Werk wohl 1000 Jahre nach seiner Uraufführung 1727 geschehen sein und auf dem Weg dorthin geschehen, inspirierte Tamir Ginz, einen der bedeutendsten israelischen Choreographen. Es geht ihm nicht um nachahmende Illustration von Bachs Komposition, vielmehr präsentiert er mit seiner Kamea Dance Company über die Kunst des Tanzes und die Ästhetik der Körper ganz neue Perspektiven auf die „Matthäuspassion“. Er sprengt die bisherige Motivfolge, beginnt mit dem Schlusschor „Wir setzen uns mit Tränen nieder“ und entfaltet von dieser Perspektive aus ein Kaleidoskop von Passionsszenen, in denen er seine Erfahrungen über Freundschaft und Liebe, Leid und Neid, Trauer und Verrat in Beziehung setzt und neu vernetzt. Jesus und Judas werden gleichberechtigte Opfer des menschlichen Bedürfnisses sich selbst einen Gott zu kreieren. Die „Matthäus Passion 2727“ wird zu einer persönlich erlebten, hoch aktuellen Reise in einer wirren, ratlosen Welt, die nach einem guten Führer sucht, in der sich die ZuschauerInnen wiederfinden können, egal ob 18 oder 80 Jahre alt.
Unter diesem neuen Blickwinkel vertanzt Ginz’ „Kamea Dance Company“ den leidvollen Weg Jesu in bildgewaltigen Szenen. Ginz kontrastiert ästhetische Bilder mit dem Grauen von Holocaust, und zeigt, dass das Bedürfnis der Menschen nach Liebe, Heilung und Frieden zeitlos ist. Als Jude und Sohn eines Holocaust Überlebenden will Ginz durch seine Choreografien Brücken zwischen den Nationen und Religionen bauen. Er visioniert „eine neue Welt, in der jeder ein Jesus ist und Jesus einer von uns ist.“
Nach seiner Tanzkarriere startete Tamir Ginz bereits mit seinem ersten, preisgekrönten Tanzstück „Plattform I“ (1997) seine zweite Karriere als Choreograf. 2002 gründete er die „Kamea Dance Company“. Durch den faszinierenden Bewegungsstil seiner Tanzkompanie verwandeln sich Ideen, neue Perspektiven in hochdramatische emotionale Stücke. Ginz kreierte bislang 25 außergewöhnliche Tanzproduktionen, die weltweit präsentiert wurden. Über das Choreografiere hinaus engagiert er sich in Bildungsprojekten, die junge Menschen an Kultur heranzuführen. Die Produktion „Matthäus Passion 2727“ wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das israelische Generalkonsulat und das Kulturreferat der Landeshauptstadt München gefördert. Weitere info unter https://www.deutsches-theater.de